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Die wahre Inflationsrate selber berechnen

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Die wahre Inflationsrate selber berechnen

7,2 Prozent Inflation – diese Zahl kommt bei Weitem nicht hin. Die aktuellen Inflations-Statistiken (Verbraucherpreisindex) sind nicht nur unzuverlässig, es wird bei der Berechnung auch noch ordentlich getrickst. Wie können wir die wahre Inflationsrate richtig berechnen?

Wenn in den Leitmedien, in der Wissenschaft oder Politik von Inflation die Rede ist, geht es um die Preisanstiege, aufgezeigt am Verbraucherpreisindex. Der Verbraucherpreisindex misst Veränderungen des Preisniveaus eines durchschnittlichen Warenkorbs von Konsumgütern und Dienstleistungen. Aktuell liegt die Inflationsrate offiziell bei 7,2 Prozent. Die wahre Inflationsrate, die wir am Ende dieses Artikels gemeinsam berechnen, ist jedoch bedeutend höher.

Die Erhebung der Inflationsrate über den Verbraucherpreisindex ist mangelhaft. Vier Hauptgründe dafür sind:

  • Ein Anstieg des allgemeinen Preisniveaus kann nicht auf eine Zahl heruntergebrochen werden. Es gibt nicht den einen Warenkorb. Menschen sind Individuen. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche. Daher ist jeder Warenkorb individuell. Der Versuch, einen allgemeinen Preisanstieg als einzige Zahl für 82 Millionen Bundesbürger zu ermitteln ist eine sehr umstrittene Aufgabe.
  • Hinzu kommt, dass Preise nicht gleichmäßig über das gesamte Spektrum des Warenkorbes steigen. Einige tun das schneller, andere langsamer.
  • Außerdem wird die Berechnung des Verbraucherpreisindex an sich ständig verändert. Das Statistische Bundesamt hat so zum Beispiel die „Inflationsrate“ für 2022 eben mal nach unten korrigiert. Als neues Basisjahr wird plötzlich das Jahr 2020 verwendet, zuvor hatten sich sämtliche Berechnungen auf das Basisjahr 2015 bezogen. Folglich verändert sich die „Inflationsrate“, da der Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein anderer ist. Für 2022 schlagen nur noch 6,9 Prozent statt 7,9 Prozent Inflation zu Buche.
  • Außerdem kritisch: Was konkret im Statistikkorb für Inflation berechnet wird, ist schwer zu recherchieren. Insgesamt sind es etwa 600 verschiedene Güterarten. Viele davon spielen im täglichen Leben praktisch keine Rolle, fließen aber trotzdem in die Berechnung ein. Beispiele dafür sind Rasenmäher, Pinsel, Steckdosen, Einrichtungsgegenstände, Dekoartikel, Gartenmöbel, Teller, Pfannen oder Besteck. Für die meisten Menschen sind jedoch Miete, Energie, Nahrung und Nebenkosten die wichtigsten Faktoren. Dort dürften die Preissteigerungen beträchtlich höher sein als offiziell dargestellt.

Der Verbraucherpreisindex ist also eine unbrauchbare Statistik. (Ebenso übrigens der „persönliche Inflationsrechner). Er ist aus meiner Sicht eine Irreführung der Öffentlichkeit, die die versteckte Inflationssteuer verschleiern soll.

Wie berechnet man die echte Inflationsrate?

Die meisten Menschen setzen die Inflation trotzdem immer noch fälschlicherweise mit dem Verbraucherpreisindex gleich. Die wirkliche Art, die Inflation zu berechnen, ist jedoch ohne komplexe mathematischen Berechnungen oder Hochschulabschluss in Wirtschaftswissenschaften möglich – jeder kann es tun.

Wir müssen nur den Blick auf die Veränderung der Geldmenge richten. (Übrigens die eigentliche Bedeutung des Wortes Inflation). Auf diese Weise lässt sich ein Großteil der Manipulation des Verbraucherpreisindex beseitigen.

Die Geldmenge wird von der EZB als M3 bezeichnet und umfasst die gesamte Geldmenge in der Wirtschaft, einschließlich Bargeld, Einlagen und andere liquide Mittel. Im Dezember 2019 betrug M3 in der Eurozone etwa 12,1 Billionen Euro. Ende Dezember 2022 betrug M3 etwa 16,1 Billionen Euro, was einem Anstieg seit Dezember 2019 von rund 33% ausmacht.

Diese Erhöhung der Geldmenge aus dem Nichts findet statt, ohne dass auf der anderen Seite ein ebenfalls sich erhöhender Gegenwert zu finden ist (z.B. mehr Produktion von Gütern, Dienstleistungen, also Wirtschaftswachstum). Es gibt also mehr Geld, aber nicht mehr Angebote. Dadurch steigen die Preise.

Laut Zahlen des Europäischen Statistikamtes war das Wirtschaftswachstum (jährliches BIP-Wachstum) in der Eurozone in den letzten Jahren sogar negativ:

  • 2019: 1,2%
  • 2020: -6,6%
  • 2021 (Prognose): 4,3%

Daraus ergibt sich ein durchschnittliches „Wirtschaftswachstum“ von -0,37 Prozent.

Die Formel zur Berechnung der Inflation mithilfe der Quantitätstheorie des Geldes lautet:

Inflation = Wachstum der Geldmenge (seit 2019: 33 Prozent) – Wachstum der realen Wirtschaft (seit 2019: -0,37 Prozent).

Setzen wir nun die ermittelten Zahlen in diese Gleichung (33%- (-0,37%) , so erhalten wir eine Inflation von ca. 33,4 Prozent seit 2019.

Entscheiden Sie selbst, ob sie dem Verbraucherpreisindex oder dieser Betrachtung von Geldmenge und Wirtschaftswachstum Ihr Vertrauen schenken.

Hier beschreibe ich eine Investmentoption, die mit der wahren Inflationsrate Schritt halten kann.

Hier erfahren Sie, wie schon bei der Wortbedeutung „Inflation“ einiges verwässert wird,
was ebenfalls für eine genauere Betrachtung der Geldmenge spricht.

Und so wird Inflation „gemacht“: Alles über die Erhöhung der Geldmenge

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.