Warum kaum jemand die Inflation versteht
Weder eine Pandemie noch ein kriegslüsterner Diktator stecken hinter den aktuellen Teuerungen, auch wenn viele davon überzeugt sind.
Warum kaum jemand die Inflation versteht? Es wird uns nicht leicht gemacht! Und selbst auf den Duden ist kein Verlass mehr…
Inflation ist eines der am häufigsten missbrauchten Wörter in unserer Sprache. Während alles teurer wird und es dafür eine klare Ursache gibt, wird nicht nur bei der Inflationsberechnung sondern bis in den Duden hinein alles stark verwässert. Das ist einer der Gründe, warum kaum jemand die Inflation versteht.
Und dies macht wiederum ein eigenständiges demokratisches und finanzielles Handeln nahezu unmöglich. Denn nur wenn wir die Realität einschätzen können und wissen, womit wir es zu tun haben, können wir auch damit umgehen.
Also lasst uns etwas Licht ins Inflations-Dunkel bringen!
Neue Definition im Duden verdreht Ursache und Wirkung
Schaut man in ältere Wirtschafts- und Wörterbücher, ist der Sachverhalt eindeutig. Im Brockhaus aus dem Jahre 1898 gibt es noch gar keine Definition des Begriffes „Inflation“. Offensichtlich scheint es zur damaligen Zeit die Währungskrankheit Nr. 1 gar nicht gegeben zu haben. Das verwundert nicht, denn ungedeckte Papiergeldwährungen waren zur damaligen Zeit eher die Ausnahme. In der Welt hatten sich goldgedeckte Währungssysteme etabliert.
Im Brockhaus von 1931 wird Inflation als „Schaffung zusätzlicher Kaufkraft durch willkürliche Vermehrung der Geldumlage“ definiert.
Oskar Jursa schreibt 1969 in „Wirtschaft für alle“: „Inflation bedeutet Aufblähung der Menge des umlaufenden Geldes und damit Entwertung der einzelnen Geldeinheit“.
Und das ergibt auch Sinn. „Inflation“ kommt vom lateinischen „inflatio“, womit „das Sichaufblähen“ gemeint ist.
Dieses Aufblähen bezog sich schon immer und eindeutig auf die Geldmenge (und nicht die Erhöhung der Preise).
Auch 2011 steht die Definition noch entsprechend im Duden:
„Mit Geldentwertung und Preissteigerungen verbundene,
beträchtliche Erhöhung des Geldumlaufs im Verhältnis zur Produktion.“
In der aktuellen Onlineausgabe des Duden wurde die Bedeutung jedoch in „anhaltende allgemeine Erhöhung des Preisniveaus und dadurch bedingter Rückgang der Kaufkraft einer Währung“ geändert.

(Screenshot Duden.de, Stand 02.05.2023)
Darin liegt ein bedeutender Unterschied, den man schnell übersehen kann. (Warum kaum jemand die Inflation versteht, wird an dieser Stelle aber offensichtlich!)
Die veränderte Definition der Inflation bringt Ursache und Wirkung durcheinander. Die reinen Preissteigerungen, die wir heute so schmerzhaft erleben, sind nämlich nicht „die Inflation“. Sie sind vielmehr eine Auswirkung der Inflation – des Anstiegs der Geldmenge.
Wenn Inflation als „anhaltende allgemeine Erhöhung des Preisniveaus“ neu definiert wird, kommt niemand mehr auf die Idee, zu fragen:
Wie kommt die Erhöhung der Geldmenge zustande und wo liegt die wahre Ursache dafür, dass die Preise steigen?
Aber nur wenn wir dies verstehen, können wir rationale, sinnvolle Entscheidungen für unsere Finanzen und unser Leben treffen.