1x1 der Finanzen Blog

,

ZEW-Index lässt nichts Gutes für die Konjunktur erwarten

Nach einem Wirtschaftswachstum von 0,8 % im ersten und einer 0,0 %-Stagnation im zweiten Quartal hält sich die deutsche Wirtschaft 2022 bisher zumindest im nicht negativen Bereich. Ein wichtiger Frühindikator – der ZEW-Index für Konjunkturerwartungen – markierte aber im August ein 14-Jahres-Tief und damit den schlechtesten Wert seit der Finanzkrise 2008. Besonders negativ sind die Aussichten für konsumnahe und energieintensive Branchen.

Was ist der ZEW-Index für Konjunkturerwartungen

Der ZEW-Index ist neben dem ifo-Geschäftsklimaindex einer der meistbeachteten Indikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Er misst die Konjunkturerwartungen von über 300 Fachleuten der Finanzbranche und reflektiert damit die Einschätzungen der deutschen Finanzanalysten. Dieser Fokus macht den ZEW-Index zu so etwas wie dem Trendvorläufer des breiter aufgestellten ifo-Geschäftsklimas.

Was sagt der ZEW-Index für August 2022 genau

Ein Wert von 0 im Index entspräche einer neutralen Erwartungshaltung. Werte über 0 bedeuten eine mehrheitlich positive und Werte unter 0 eine mehrheitlich negative Einschätzung. Bis April dieses Jahres war der Wert mit mehr als plus 50 Punkten noch deutlich positiv. Im Mai drehte er Index dann in den negativen Bereich und markierte im August mit minus 55,3 einen Absturz auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2008.

Wenige Gewinner …

Nach Branchen aufgeschlüsselt ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Wie angesichts der geldpolitischen Straffung nicht anders zu erwarten ist, sind die Aussichten für den Finanzsektor positiv. Banken erreichen plus 20,5 und Versicherungen plus 25,9 Punkte. Noch rosiger sieht es mit einem Wert von plus 26,9 nur für die Informationstechnologie aus.

… und viele Verlierer

Das Gesamtbild wird aber von der Mehrheit der Branchen mit teils brutal pessimistischen Einschätzungen dominiert. Die Inflation schlägt sich unerbittlich in den Erwartungen für den Konsum und Handel nieder. Die Branche bildet mit minus 67,7 Punkten das Schlusslicht im Index. Auch für die Baubranche sieht es mit minus 65,1 Punkten düster aus. Hohe Energiepreise und eine ungesicherte Versorgungslage belasten energieintensiven Branchen wie der Metallindustrie, die im August minus 61,9 Punkte erreicht.

Noch trübere Aussichten für die Eurozone insgesamt

Wenn die Werte für Deutschland schon schlecht sind, dann sind sie für die Eurozone insgesamt noch etwas schlechter. Hier markiert die aktuelle Umfrage mit minus 54,9 Punkten einen noch tieferen Wert. Einen zumindest möglichen Lichtblick bieten die Inflationserwartungen. Sie liegen im Euroraum bei minus 23,5 Punkten.

Ein negativer Wert bedeutet hier die Erwartung einer fallenden Inflation bei einem Zeithorizont von sechs Monaten. Erstens ist ein Rückgang der Inflation aber noch kein Ende der Inflation und zweitens entspricht der Punktestand für August einem Anstieg um 2,1 Punkte gegenüber dem Vormonat. Es ist also ein kleiner Lichtblick mit einem großen Fragezeichen.

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.