1x1 der Finanzen Blog

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Flucht in die Verschuldung, um von Inflation zu profitieren?

Der Gedanke erscheint zunächst einmal verführerisch einfach: Wenn Erspartes durch Inflation zunehmend entwertet wird, drehe ich den Spieß um, werde zum Schuldner und warte einfach ab, bis die Geldentwertung meine Schulden weitgehend aufgefressen hat. Mit dem aufgenommenen Geld investiere ich in Immobilien, die ihrerseits im Wert steigen und profitiere doppelt. Schon bin ich reich. So einfach der Gedankengang ist, so viele praktische Stolpersteine liegen auf diesem vermeintlichen Weg zum schnellen Reichtum.

Auch Banken denken mit

Oft scheitert der Plan schon an der schnöden Tatsache, dass Banken die Inflation natürlich ebenfalls beobachten und ihre Inflationserwartung in die Zinsen für Verbraucherkredite einpreisen. Bei variablen Zinsen ist die Möglichkeit der Anpassung auch während der Laufzeit des Kredits möglich. Der Plan kann rechnerisch also ohnehin nur aufgehen, wenn der Zinssatz erstens nicht variabel ist und zweitens die Inflation über den Erwartungen der Banken liegt.

§ 313 BGB: Helfer in der Not – aber nicht für Sie als Kreditnehmer

§ 313 des Bürgerlichen Gesetzbuches befasst sich mit der Störung der Geschäftsgrundlage. Ist eine solche durch schwerwiegende Veränderungen der Umstände gegeben, dürfen nachträgliche Vertragsanpassungen verlangt werden. Eine unerwartet hohe Inflation kann eine solche schwerwiegende Veränderung der Umstände darstellen. Das ist keine These, sondern an der Rechtsprechung in Deutschland ablesbar. Konkret bedeutet das: Auch ein nicht variabler Zinssatz kann angepasst und dadurch im Effekt eben doch variabel werden.

Kosten wachsen Ihnen schnell über den Kopf.

Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, bedeutet das in jedem Fall erst einmal eine kontinuierliche finanzielle Belastung. Wenn Sie diese aus laufenden Einnahmen decken müssen, können Ihnen die Kosten schnell über den Kopf wachsen. Es ist keineswegs ausgemacht, dass Ihre Einkünfte aus Arbeitseinkommen oder Renten mit der Inflation Schritt halten.

Haben Sie das Geld in eine Immobilie gesteckt, kommen auch die Hauskosten hinzu, die ja ebenfalls der Inflation unterworfen sind. Hausverwaltungen und Facility Manager, Sanierungen, Renovierungen und Räumarbeiten im Winterdienst: Alles wird während der Inflation tendenziell teurer. Hinzu kommt die Tatsache, dass Sie beim Kauf der Immobilie höchstwahrscheinlich einen Preis gezahlt haben, der die jüngsten Inflationsentwicklungen einpreist.

Die schwere Hand des Staates

Kommt es aufgrund einer echten galoppierenden Inflation oder wegen anderen Gründen zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Verwerfungen, kann der Staat seine schwere Hand in Form einer Währungsreform auf Ihre Pläne fallen lassen. Bei der Währungsreform von 1948 gab es zum Beispiel ein klares Missverhältnis beim Umtauschwert von Guthaben (100:6,5) und Hypothekenkrediten (100:10).

Die tatsächliche Schuldenlast erhöhte sich durch dieses Missverhältnis noch einmal deutlich. Ein vergleichbares Szenario ist heute und in absehbarer Zukunft zwar nicht sehr wahrscheinlich, sollte aber bei der Risikobetrachtung auch nicht völlig ausgeblendet werden.

Und was ist nun mit meinem Ersparten

Kommen wir zurück zum Ausgangspunkt, nämlich dem Ersparten, das durch Inflation real weniger und weniger wert ist. Dieses Problem ist natürlich nicht von der Hand zu weisen und bedarf einer Lösung. Diese ist nicht so schwer zu finden. Investieren Sie in Sachwerte wie Edelmetalle – nur eben mit Ihren Ersparnissen und nicht kreditfinanziert.

Bleiben Sie beim Edelmetallkauf außerdem klassisch und wählen Sie physische Produkte. Kein ETC oder gar Zertifikat kann Ihnen dasselbe hohe Maß an Sicherheit bieten wie der tatsächliche Besitz von Barren und Münzen. Hinzu kommt die steuerliche Besserstellung: Gewinne aus der Veräußerung von physischem Anlagegold, das Sie ein Jahr gehalten haben, gehören zu 100 % Ihnen. Kein einziger Cent geht an das Finanzamt. Gewinne aus börsengehandelten Goldprodukten gehören hingegen zu mehr als einem Viertel dem Fiskus.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.