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Ukraine-Krise – wie wirkt sich der Konflikt auf den Goldpreis aus?

Seit einigen Wochen ist die Ukraine-Krise wieder mit neuem Zündstoff versehen, obwohl der Konflikt mittlerweile schon seit acht Jahren besteht. Anlass ist insbesondere der große Aufmarsch russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine. Manche Experten sprechen sogar von einer akuten Kriegsgefahr. Daher stellen sich Anleger die Frage, wie sich eine mögliche, militärische Auseinandersetzung oder eine anderweitige Eskalation der Ukraine-Krise auf den Edelmetallpreis auswirken könnte.

Hintergrund zur Ukraine-Krise: Beginn im Jahre 2014

Vielen Menschen ist es gar nicht mehr so im Detail bewusst, dass die Ukraine-Krise nun schon im achten Jahr existiert. Als Auslöser nennen Experten in erster Linie eine zur damaligen Zeit unerwartete Ankündigung der Ukraine, in Kürze ein sogenanntes Assoziierungsabkommen mit der EU zu verschieben. Daraufhin kam es Ende 2013 insbesondere in Kiew zu Massenprotesten, die eine stärkere Integration der Ukraine in Europa forderten. 

Da sich diese Proteste in erster Linie gegen die damalige Regierung der Ukraine richteten, gab es eine Eskalation der Situation und es wurden unter anderem auch von Schusswaffen Gebrauch gemacht. Anfang 2014 wurde dann erstmals von einem Krieg gesprochen, der de facto eine Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und der russischen Seite darstellt. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Kampfhandlungen zwischen Milizen, die durch Russland unterstützt werden und Truppen aus der Ukraine.

Verschärfung der Ukraine-Krise seit Jahresbeginn

Aktuell gibt es eine Verschärfung der Ukraine-Krise, insbesondere seit Beginn des Jahres. Auslöser ist vor allem der massive Truppenaufmarsch seitens Russland an der Grenze zur Ukraine. Nicht nur die NATO und die Vereinigten Staaten, sondern auch die Europäische Union zeigt sich zunehmend besorgt darüber, dass Wladimir Putin, seines Zeichens Präsident Russlands, tatsächlich einen Einmarsch in die Ukraine planen könnte. Noch handelt es sich dabei um reine Spekulationen, die allerdings angeblich durch verschiedene Geheimdienstinformationen einen gewissen, möglichen Wahrheitsgehalt haben könnten. Umstritten handelt es sich um eine auch für die EU sehr ernst zu nehmende Krise, die im schlimmsten Fall zu einem Krieg in Europa führen könnte.

Goldpreis bleibt von der Ukraine-Krise nebst Eskalation nicht unberührt

Es ist nicht erstaunlich, dass auch der Goldpreis in den letzten Monaten deutlich auf die Situation in der Ukraine und der sich zuspitzenden Krise reagiert hat. Mittlerweile wird relativ sensibel auf die Veränderung der Nachrichtenlage seitens des Edelmetalls reagiert. Tendenziell ist es so, dass eine verschärfte Situation dazu führt, dass die Nachfrage nach Gold und anderen Edelmetallen steigt. Zeigen sich hingegen Zeichen der Entspannung, führt dies häufiger zu einem leicht sinkenden Preis des Edelmetalls.

Dass dieser Mechanismus in der aktuellen Situation funktioniert, zeigt ein Beispiel. So gab es Ende der vergangenen Woche erste, ernst zu nehmendere Gerüchte, dass Russland noch während der Olympischen Spiele in die Ukraine einmarschieren könnte. Sofort gab es einen deutlichen Preisanstieg beim Gold. Exakt das Gegenteil ist der Fall, nachdem insbesondere am gestrigen Dienstag eher Signale kamen, dass sich die Situation zwischen Russland und der Ukraine etwas entschärfen könnte.

Gold gilt prinzipiell als Krisenwährung

Schon seit vielen Jahrzehnten wird Gold häufig als sogenannte Krisenwährung bezeichnet. Der Grund ist, dass die Nachfrage nach physischem Edelmetall oft dann steigt, wenn es rund um den Globus zu Krisen oder in bestimmten Bereichen zu Instabilität kommt. Somit ist ein Anstieg des Goldpreises insbesondere in den folgenden Situationen typisch:

  • Wirtschaftskrise
  • Finanzkrise
  • Militärische Auseinandersetzung
  • Politische Krise
  • Größere Konflikte mit überregionaler Bedeutung
  • Devisenkrise

Gold ist vor allem deshalb eine echte Krisenwährung, weil es sich um einen altbewährten Sachwert mit einzigartigen Eigenschaft handelt. Inhaber von Goldbarren oder Goldmünzen halten demzufolge einen realen Wert in Händen. Devisen hingegen basieren schlichtweg auf dem Vertrauen der Inhaber, haben jedoch selbst keinen Wert im engeren Sinne. Zudem haben gerade größere Konflikte in der Vergangenheit gezeigt, dass sich diese auch negativ auf klassische Währungen auswirken können. Gleiches gilt für die Aktienmärkte, die auch aktuell sehr empfindlich auf eine Verschärfung der Ukraine-Krise reagieren. Insbesondere aus diesem Grund „flüchten“ Anleger vermehrt in sichere Häfen wie Edelmetalle.

Wie könnte es mit dem Goldpreis weitergehen?

Wenn wir die zukünftige Entwicklung des Goldpreises ausschließlich auf den Verlauf der Ukraine-Krise und die dortige Entwicklung beziehen, dann geht es im Prinzip vor allem drei mögliche Szenarien. Diese sehen wie folgt aus:

  1. Diplomatische Verhandlungen gehen weiter und dauern bis auf Weiteres an
  2. Russland marschiert in die Ukraine ein und es kommt eventuell sogar zu einem militärischen Konflikt
  3. Es gibt eine Einigung zwischen den beteiligten Parteien und Abzug der Grenztruppen

Wie würde voraussichtlich der Goldpreis bei welcher Entwicklung reagieren? Relativ eindeutig dürfte sein, dass der Preis für das Edelmetall (deutlich) anziehen könnte, sollte sich die Lage weiter verschärfen und Russland gar in die Ost-Ukraine einmarschieren. 

Eher seitwärts bewegen dürfte sich der Goldpreis hingegen, sollten die momentanen Verhandlungen andauern, sich aber deutlich schleppender als erhofft gestalten und zunächst einmal keine Einigung in Sicht sein. Im dritten Fall, nämlich dass es zu einer Lösung des Problems zwischen Russland, der Ukraine, der NATO und der EU kommt, könnte es auch leichte Rückschläge beim Goldpreis geben. Insbesondere diese Option ist allerdings sehr ungewiss und schwer zu kalkulieren. 

Fazit zum Einfluss der Ukraine-Krise auf den Goldpreis 

Grundsätzlich gibt es momentan kaum größere Einflussfaktoren auf den Goldpreis, als die aktuelle Situation in der Ukraine. Wenn man einmal voraussetzt, dass es keine dramatischere Entwicklung im Hinblick auf die Corona-Pandemie in den nächsten Monaten gibt, dürfte der Goldpreis tatsächlich in großem Umfang davon abhängen, wie es im Konflikt mit Russland und der Ukraine weiter geht.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.