1x1 der Finanzen Blog

, , ,

Massive Angebotslücke: Steht der Silberpreis vor einer Explosion?

Das Edelmetall, das zwar nie ganz die Bedeutung von Gold erreicht hat, historisch und aus Investitionssicht aber alles andere als irrelevant ist, kommt unter anderem in der Schmuckindustrie, aber auch bei Halbleitern und in der Chemie zum Einsatz. Eine Nachfrage nach Silber gibt es also immer, wobei es in den vergangenen Jahren vor allem an der Investitionsnachfrage mangelte. Das könnte sich schlagartig ändern, da sich seit zwei Jahren die Lücke zwischen dem Angebot und der Nachfrage kontinuierlich vergrößert.

Enorm gestiegene Nachfrage – aber das Angebot zieht nicht nach

Wie das Silver Institute in einem jüngst publizierten Bericht zusammenfasst, soll die Nachfrage nach Silber allein in diesem Jahr um 16 % steigen – nachdem sie auch im Vorjahr schon deutlich angezogen hatte. Die Gesamtnachfrage für das Jahr 2022 wird von den Experten auf rund 1,21 Milliarden Unzen prognostiziert, was allein schon eine beachtliche Zahl abgibt. Noch deutlicher wird der Nachfragezuwachs, wenn man sich stattdessen die Wachstumsraten auf der Angebotsseite anschaut – hier gehen die Experten von einer Mehrsteigerung um rund 9 Millionen Unzen aus. Die Kluft, die zwischen der Nachfrage- und Angebotsseite klafft, ist also ohne jeden Zweifel ausgesprochen groß.

Zusammen mit dem Beratungsunternehmen Metal Focus haben sich die Experten an eine historische Analyse gesetzt. Demnach sah es seit dem Jahr 2012 vor allem so aus: Mal waren einige Millionen Unzen mehr auf der Angebotsseite, in anderen Jahren hingegen dominierte die Nachfrageseite um einige Millionen. In den meisten Fällen belief sich der Unterschied auf rund 5 bis 60 Millionen Unzen, in einigen wenigen Jahren auch etwas mehr. Nun zeigte bereits das Jahr 2021 ein erhebliches Defizit an. Die Nachfrage übertraf das Angebot um satte 48 Millionen Unzen.

Noch deutlicher wird es, wenn man sich stattdessen das Jahr 2022 anschaut. Da wartet jetzt ein prognostiziertes Defizit von 194 Millionen Unzen auf die Nachfrageseite. Vereinfacht ausgedrückt: Mit so einem großen Defizit ist es unmöglich, dass die Angebotsseite die Nachfrage vollständig bedienen kann. Ökonomisches Grundverständnis diktiert bei einem derart steilen Defizit also ein Wettbieten, was wiederum in massiv steigenden Silberpreisen resultieren könnte.

Selbst die London Bullion Market Association kann wahrscheinlich nicht gegensteuern

Die Nachfrageseite wird beim Silber immer etwas stiefmütterlich betrachtet. Das liegt daran, dass große Institutionen massive Silbervorräte halten, die gegebenenfalls ein Produktionsdefizit im jeweiligen Jahr ausgleichen können. Ein genauerer Blick auf die Vorräte bei der London Bullion Market Association zeigt aber, dass diese selbige schon längst einsetzt. Innerhalb von 12 Monaten ist deren Silberbestand um mehr als 27 % geschrumpft. Bei der Comex zeigt sich ein vergleichbares Bild.

Die Gründe dafür sind offensichtlich: Vor allem Indien ist ein starker Nettokäufer und -nachfrager von Silber, auch die generelle, weltweite Nachfrage nach Münzen und Barren steigt konsequent an. Einige Analysten gehen daher von einer mehrjährigen Phase eines Defizits aus. Zwar ist durchaus möglich, dass dieses nicht so erheblich ausfällt wie im aktuellen Jahr, aber es könnte auch nicht wirklich viel kleiner werden.

Umso länger die aktuelle Verknappung anhält und umso weiter die großen Institutionellen ihre Bestände reduzieren, um dem entgegenzuwirken, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Silberpreis darauf reagiert. Dann erwartet diejenigen, die günstig in das Edelmetall investierten beziehungsweise es in physischer Form bereits haben, mitunter eine erhebliche Rendite.

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.