1x1 der Finanzen Blog

, ,

Das Jahr neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu: Was ist zu erwarten?

Das Ende ist nah – zumindest das des Kalenderjahres und vielleicht auch das einer schwierigen Kapitalmarktphase. Das Jahr 2022 brachte für wenige Anleger großes Glück, am besten sind noch die bedient, die frühzeitig auf Öl- und Gaswerte setzten oder in deren Depots sich der eine oder andere Kriegswaffenhersteller wiederfand. Die Anleihenrenditen sind gestiegen, wodurch zugleich die Kurswerte der Bestände in den Keller rutschten – und Gold steht prinzipiell da, wo es schon Anfang des Jahres stand. Was nun?

Gibt es eine Jahresend-Rallye?

Das kann natürlich niemand mit absoluter Gewissheit sagen. In den meisten Jahren gibt es die tatsächlich, lediglich das Jahr 2018 war eine kleine Ausnahme, da steuerten die Notenbanken aber noch vor Weihnachten entgegen und sorgten dann doch wieder für große Aktien-Shoppingtouren. Ob dem dieses Jahr wieder so ist, darf zumindest angezweifelt werden. Die weltweit enorm hohen Inflationsraten, die bestenfalls sehr langsam zurückkommen, schieben der so lange populären expansiven Geldpolitik einen Riegel vor. Dadurch bluteten dieses Jahr Aktien, vor allem Tech-Werte und solche aus Hochrisiko-Sektoren, ebenso wie Bestandsanleihen. Wer in Gold investierte, steht ohne Inflationsbereinigung immerhin bei ungefähr +-0. Trotzdem wird 2022 für den Großteil der Anleger mit Sicherheit als ein „gebrauchtes Jahr“ in die Annalen eingehen.

Eine Jahresend-Rallye, die Bullen fordern 4.400 Punkte im S&P 500, könnte die Wogen zumindest etwas glätten. Für europäische Anleger könnte dann breit gestreut am Ende sogar ein Plus stehen, was aber nur an dem massiven Wertverlust des Euros gegenüber dem US-Dollar liegt. Die Bären weisen hingegen auf all die Risiken hin. Ob nun die immer noch enorm hohe Inflation, die steigenden Zinsen und mit der damit verbundenen Diskontierung oder beispielsweise der Ukraine-Krieg, zumal man auch nach China und Taiwan mit zunehmend größeren Sorgen schaut. Die Bären wollen den S&P daher bei 3.000 Punkten sehen.

Was den Kapitalmärkten Aufschwung geben könnte, sind die teils noch immer hohen Cash-Positionen der Institutionellen. Gegenüber ihren Anlegern können die keine hohen Fondsgebühren verlangen, dafür dass sie weitgehend Cash halten. Sie müssen das Geld also irgendwie in den Markt bringen und die teils doch deutlich zurückgekommenen Bewertungsniveaus wären dafür mitunter eine Chance. Auf der anderen Seite dürften vor allem Privatanleger aus den USA den einen oder anderen Bestand noch auf den Markt werfen, um die eigene Steuerlast für das Jahr 2022 zu reduzieren.

Wie geht es im Rohstoffsektor weiter?

Die zeitweise enorm hohen Rohstoffpreise für Öl und Gas sind seither wieder etwas zurückgekommen. Das liegt zweifelsohne auch daran, dass der Markt eine deutliche Rezession für 2023 einpreist. Schon jetzt warnt beispielsweise die Bank of America vor massiv steigenden Arbeitslosenzahlen in 2023, die jüngsten Entlassungen der Tech-Konzerne wären in dieser Betrachtung lediglich erste Vorboten. Die Öl- und Gaskonzerne notieren aber weiterhin an relativen Höchstständen, bedingt auch dadurch, dass sie weiterhin enorm viel Geld verdienen – was sich bei einem Brent-Preis niedriger als 60 US-Dollar aber ändern sollte. Die Abwertungen des Ölpreises selbst haben viele der in der Branche tätigen Konzerne bisher noch nicht mitgemacht.

Gold ist auf 1-Jahres-Sicht so ziemlich da, wo das Edelmetall schon im Dezember beziehungsweise Januar stand. Inflationsbereinigt steht bei Anlegern also ein Kaufkraftverlust von rund 9 % zu Buche, wer stattdessen in Anleihen und Aktien investiert war, hat aber noch weitaus höhere Real- und Kursverluste. Zumindest gegenüber Anleihen und dem Aktienmarkt hat sich das Edelmetall in Anbetracht der derzeitigen Krisen also gut gehalten.

Auffällig vor allem im Edelmetallsektor: Viele Miner sind deutlich abgewertet, obwohl der Edelmetallpreis, wie gesagt, relativ stabil blieb. Damit könnte sich für Anleger im kommenden Jahr eine Chance bieten, um den Goldpreis effektiv zu hebeln, was vor allem mit den kleineren Minern gut funktioniert. Bisher ist aber längst nicht sicher, ob und wann der Abwärtstrend da durchbrochen wird.

Simultan lohnt es sich, die kommenden In- und Outflows von Privatanlegern zu betrachten: Deren ehemalige Lieblinge, die Tech-Aktien und Kryptowährungen, sind massiv unter die Räder gekommen. Richten diese ihren Fokus fortan neu aus, eben beispielsweise auf Rohstoffe und damit assoziierte Unternehmen, könnte in diesem Sektor bald eine Rallye anstehen. Spannend bleiben sowohl das Jahresende als auch das neue Jahr in jedem Fall!

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.