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Lebensversicherungen

Lebensversicherungen: Plötzlich nur noch die Hälfte wert

„Einst war es für die meisten Deutschen ein großer Tag: Der Zeitpunkt des Ablaufs ihrer Lebensversicherung. Oft kurz vor dem Eintritt ins Rentnerdasein konnten die Früchte jahrzehntelanger Einzahlungen geerntet werden. Jetzt wurde eine große Summe überwiesen, die als Altersabsicherung, für eine Traumreise oder für ein neues Auto verwendet werden konnte.

Leider hat sich die Begeisterung der Versicherten in den letzten Jahren mehr und mehr gelegt. Statt Freudenjubel dominieren beim Blick auf den Kontoauszug jetzt oft enttäuschte Gesichter. Der Grund: Dank EZB-Politik und Niedrigzinsphase sind die Auszahlungsbeträge für Lebensversicherungen oft drastisch gesunken.

50 Prozent weniger Auszahlung

Wer eine in Kürze ablaufende Lebensversicherung besitzt, könnte Glück haben: Bei Altverträgen halten sich die Absenkungen der ausgezahlten Summe gerade noch in Grenzen. Ganz anders hingehen bei einer Lebensversicherung, die noch viele Jahre weiterläuft. Wie der Bund der Versicherten (BdV) ausgerechnet hat, sind Kürzungen von bis zu 50 Prozent hier durchaus realistisch. Eine Tatsache, die dazu geeignet ist, die eigene Altersvorsorge-Planung vollständig infrage zu stellen.

Doch genau betrachtet sind auch Lebensversicherungen aus „guten Zeiten“ längst nicht mehr so sicher und lukrativ, wie noch vor einigen Jahren. Spätestens seit dem Inkrafttreten des Reformpaketes zur Stabilisierung der Lebensversicherer ging die Garantieverzinsung nämlich nach und nach in den Keller. Überdies wurde – von vielen Versicherten unbemerkt – die Beteiligung an den Bewertungsreserven abgeändert. Mit dem Ziel, den Versicherungsgesellschaften in der aktuellen Niedrigzinsphase eine Entlastung zukommen zu lassen, hat der Gesetzgeber es ermöglicht, dass seit August 2014 die Reserven aus festverzinslichen Anlagen nicht mehr berücksichtigt werden müssen. Dies führt dazu, dass manche Besitzer einer Lebensversicherung am Tag der Auszahlung unter Umständen mehrere tausend Euro weniger erhalten als ehemals gedacht.

Verbraucherschützer warnen vor Kapital-Lebensversicherungen

Verbraucherschützern sind klassische Kapital-Lebensversicherungen schon länger ein Dorn im Auge. Zu gering ist die Rendite, zu hoch sind die Verwaltungskosten und Provisionen. So rät beispielsweise die Verbraucherzentrale Hamburg ihren Klienten: „Schließen Sie keine Kapitallebens- oder private Rentenversicherung ab!“ Begründet wird diese Warnung mit dem Argument, dass eine Lebensversicherung zu den schlechtesten Produkten für die Altersvorsorge gehören würde. Millionen Kunden, so die Hamburger Verbraucherschützer, hätten damit bereits Eurobeträge in Milliardenhöhe verloren. Zu allem Übel haben erste Versicherungsunternehmen nun auch damit begonnen, bei Altverträgen eine über den Garantiezins hinausgehende Verzinsung (die sogenannte Überschussbeteiligung) zu streichen. Auch dieses Vorgehen ist dazu geeignet, die Rendite von Lebensversicherungen nachhaltig zu schmälern. Der früher heiß erwartete Jubeltag könnte dann zu einem Trübsalsmoment verkommen, an dem betroffene Versicherte im Stillen an der Richtigkeit ihrer jahrelang gepflegten Kapitalanlage zweifeln.

Alternativen suchen

Die eigene Familie für den Fall des Todes absichern und zugleich für das Alter vorsorgen und Geld ansparen. Diese Elemente waren Sinn und Zweck einer Kapital-Lebensversicherung. Doch es geht auch anders: Mit einer Risikolebensversicherung können Ehepartner und Kinder bei vergleichsweise moderaten Prämiensummen gut geschützt werden. Und für den Vermögensaufbau und die Alterssicherung kann dann ein Investment in sichere und langfristig werterhaltende Finanzprodukte gewählt werden. Wer heute vor der Frage steht, wie ein kluges Vorgehen in diesem Bereich am besten bewerkstelligt werden sollte, der tut gut daran, sich umfassend und möglichst neutral beraten zu lassen. Vorsicht ist auf jeden Fall bei windigen Geldanlagen in unsichere Wertpapiere geboten und auch nicht jeder Aktien- oder Immobilienfonds hält, was er verspricht. Doch auch in Zeiten von Niedrigzinsen und unrentablen Lebensversicherungen gibt es gute Alternativen. Sie zu finden, lohnt sich.“

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.