1x1 der Finanzen Blog

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EZB & Co.: Wer kontrolliert die Kontrolleure?

Nicht erst seit dem Auftreten der aktuellen Inflationswelle von bis zu 10 Prozent im Euro-Raum ist die Rolle der Zentralbanken fragwürdig. Eigentlich mit dem Ziel geschaffen, als „Währungshüter“ zu fungieren und sowohl Unternehmen als auch Privatanleger vor finanziellen Turbulenzen zu bewahren, scheinen EZB & Co. ganz andere, eigene Interessen zu verfolgen. Und was zunächst vielfach im Verborgenen geschah, kommt jetzt mehr und mehr ans Tageslicht: Die führenden Köpfe in den Zentralbanken haben offenbar auf ganzer Linie versagt. Denn von Geldstabilität kann längst keine Rede mehr sein, ganz im Gegenteil.

Weder Corona noch Russland sind schuld

Das nunmehr sichtbar gewordene Desaster lässt sich weder mit Corona, noch mit den unzähligen, gegenüber Russland verhängten Sanktionen begründen. Denn das Problem des Wertverfalls „unserer“ Gemeinschaftswährung war schon vor Jahren erkennbar. So wie das Morgenrot häufig schlechtes Wetter ankündigt, so konnten aufmerksame Beobachter längst die Vorboten wahrnehmen, die zu der nun zwar noch immer als „nicht so schlimm“ bezeichneten, gleichwohl aber kaum auflösbaren Krise geführt haben.

Spätere Generationen werden vermutlich den Kopf schütteln über so viel Naivität, die von eigentlich klugen Menschen gegenüber den Zentralbankverantwortlichen an den Tag gelegt wurde. Wie konnte es passieren, werden Historiker einmal fragen, wie konnte es passieren, dass klare Grundsätze des Wirtschaftsmarktes derart missachtet wurden? Jedem hätte doch klar sein müssen, dass eine oberhalb des Produktivitätszuwachses liegende Vergrößerung der umlaufenden Geldmenge die Entwertung derselben zur Folge hat! Und doch ist es geschehen. Warum hat eigentlich niemand die Kontrolleure kontrolliert?

Das eigentliche Problem ist viel älter

Bei aller Kritik an der Europäischen Zentralbank muss auch gesagt werden, dass einer der wohl größten Fehler schon weit vor dem Beginn der unrühmlichen EZB-Geschichte gemacht wurde: Am 15. August 1971 hat der damalige Präsident der USA, Richard Nixon, verkündet, dass der sogenannte Goldstandard ab sofort nicht mehr gelten würde. War der Wert des US-Dollars bis zu diesem Zeitpunkt direkt an physisches Gold gekoppelt, gab es hernach keinen effektiven Gegenwert mehr.

Vor dem 15. August 1971 konnten jederzeit 35 US-Dollar gegen eine Unze Feingold getauscht werden; auf Dollar lautende Banknoten waren somit „gedeckte Ersatzdokumente“ für Gold. Seit der Abschaffung des Goldstandards war es für die Zentralbanken hingegen möglich geworden, unbegrenzt Geld zu drucken, ohne dass dafür ein entsprechender Gegenwert vorhanden sein musste – eine Politik, die auch die EZB mit großem Enthusiasmus betreibt.

20 Prozent des umlaufenden Geldes wurden allein in 2020 gedruckt

Es ist eine kaum zu glaubende Entwicklung: Allein im Jahr 2020 wurden 20 Prozent des weltweit umlaufenden Geldes auf den Markt geschwemmt; in Kanada sollen gar 75 Prozent aller kanadischen Dollar in diesem einem Jahr gedruckt worden sein! Dass eine derartige Geldmengenexplosion nicht ohne Folgen für die Weltwirtschaft bleibt, liegt auf der Hand.

Und selbstverständlich leiden auch private Sparer unter dieser Entwicklung, denn für viele bricht die einst mit viel Aufwand erstellte Altersvorsorgeplanung zusammen wie ein Kartenhaus. Einen Ausweg scheint es kaum zu geben, denn grundsätzlich ist hier jeder betroffen und längst sind sich auch Immobilien- und Aktienbesitzer ihrer Sache nicht mehr sicher.

Was bleibt, sind „alte Werte“. Und damit selbstverständlich auch krisenbewährte Produkte wie physisches Gold und Silber. Wer auf diese Assets baut, könnte dem kommenden Sturm daher vermutlich deutlich besser trotzen als all jene, die sich auf bunt bedruckte Zettel ohne jeden echten Gegenwert verlassen, die auch Banknoten genannt werden.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.