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Der physische Silbervorrat in Europa wird abgebaut – Was bedeutet das für Anleger?

Als eines der bedeutendsten Edelmetalle ist Silber in der Industrie stark gefragt. Viele Bauelemente – vor allem in technischen und elektronischen Geräten – enthalten das hell glänzende Material. Daneben gilt physisches Silber in Form von Barren oder Münzen seit Jahrhunderten aber auch als langfristiger Krisenschutz. Letzteres ist der Hauptgrund, warum in den Tresoren internationaler Finanzhäuser größere Silbermengen gelagert werden, die auf diese Weise eine wesentliche Stütze der Geldmarktpolitik darstellen. Dass nun aber genau jene Silberbestände kontinuierlich abgebaut werden, lässt aufhorchen. Was ist der Grund für eine solche Maßnahme? Und welche Auswirkungen ergeben sich möglicherweise für Privatanleger? Im folgenden Beitrag geben wir Antworten auf diese wichtigen Fragen.

Silberbestände der London Bullion Market Association auf Sechsjahrestief

Dass der Abbau vorhandener Silberbestände in Europa keine Fiktion ist, zeigen die aktuellen Zahlen der London Bullion Market Association (LBMA). Die LBMA gilt als der wohl wichtigste außerbörsliche Handelsplatz für Edelmetalle. Seit dem Jahr 1897 wird hier auch der Weltmarktpreis für Silber festgelegt. Außerdem lagern bei der LBMA Silberstände großer Finanzhäuser wie JP Morgan, der Hongkong & Shanghai Banking Corporation (HSBC) sowie der ICBC Standard Bank sowie von renommierten Sicherheits- und Werttransportdienstleistern. Aktuell vermeldet die LBMA einen massiven Rückgang der gelagerten Silberbestände – und zwar seit Monaten! So ist das Volumen nunmehr zur Jahresmitte 2022 fast auf einem Sechsjahrestief angelangt und beträgt weniger als 1 Milliarde Unzen (nur wenig mehr als 31.000 Tonnen). Noch vor einem Jahr wurde von knapp 1,2 Milliarden Unzen (oder rund 37.000 Tonnen) Lagersilber in den Tresoren der LBMA berichtet. Vor allem in der Zeit zwischen November 2021 und Juni 2022 war dabei der größte Rückgang zu verzeichnen. Nunmehr befinden sich die Bestände auf einem Niveau, welches zuletzt Ende 2016 erreicht war – trotz global gestiegener Nachfrage am Besitz physischer Edelmetalle.

Die LBMA hält sich mit Erklärungen zurück

Bislang hält sich die LBMA mit Erklärungen zur aktuellen Entwicklung zurück und spricht – abgesehen von der Veröffentlichung des reinen Zahlenmaterials – offiziell nicht über den dramatischen Rückgang der Silberbestände. Ob hier die Angst vor planlosen Maßnahmen verunsicherter Anleger eine Rolle spielt oder der Wunsch nach Diskretion gegenüber den Kunden der LBMA als Antriebsfeder gilt, bleibt ungewiss. Fakt hingegen ist, dass sich die wirtschaftliche Lage des Londoner Handels- und Lagerplatzes bei einer Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes unter Umständen massiv verändern könnte.

Drei mögliche Gründe für den Bestandsrückgang

Eigentlich ist es unseriös, angesichts der eher mangelhaften Faktenlage valide Gründe für das starke Absinken der Silberbestände herauszuarbeiten. Gleichwohl scheinen sich drei mögliche Ursachen herauszukristallisieren. Erstens: Das sinkende Vertrauen in zentrale Lagerstätten. Nicht wenige Besitzer von Edelmetallen wünschen sich gerade in Krisenzeiten einen leichten und ungehinderten Zugriff auf ihre Sachwerte. Die Umlagerung zu näheren Verwahrstellen könnte daher einer der Gründe für den Rückgang der Bestände in London sein. Hinzu kommt zweitens der bei einem gestiegenen Silberpreis gleichbleibend hohe industrielle Bedarf. Vorhandenes Silber lässt sich in einem solchen Marktumfeld grundsätzlich recht lukrativ verkaufen, was den Abruf begründen könnte. Drittens schließlich wäre auch eine gezielte Beeinflussung des Silberpreises durch bestimmte Transaktionen großer Bankhäuser oder politische bzw. wirtschaftliche Akteure denkbar. Ob einer der vorgenannten Gründe im aktuellen Fall tatsächlich zutrifft, muss abgewartet werden. In jedem Fall aber sollte die Entwicklung durch die Investoren weiter im Blick behalten werden.

Was Anleger jetzt tun sollten

Für Kleinanleger ist es schwer, wenn nicht gar unmöglich, sämtliche Facetten des Edelmetallmarktes zu bedenken. Gleichwohl besteht nicht nur der Wunsch, sondern im Grunde die Notwendigkeit, die eigene Vermögensplanung zukunftssicher und effizient zu gestalten. Damit das gelingen kann, ist die Einbeziehung der Expertise erfahrener Finanzprofis meist unverzichtbar. Gerade beim Thema Edelmetalle und der Frage nach einem individuell tragfähigen Gesamtkonzept mit der richtigen Portfolio-Mischung einschließlich passender Lagerorte sollte der Kontakt zu einem kompetenten und seriösen Berater gesucht werden. Gern steht Ihnen das Team der NMF OHG hierfür zur Verfügung.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.