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Was ist Inflation?

Der Brockhaus aus dem Jahre 1931 erklärt Inflation wie folgt!

Inflation: (lat. Aufblähung),

die Schaffung zusätzlicher Kaufkraft durch willkürliche Vermehrung der Geldumlage. Eine solche Vermehrung ist gegeben, wenn die Geldmenge über die aus der Vermehrung der wahren Erzeugung hervorgehende Steigerung des Geldbedarfs der Volkswirtschaft hinausgeht. 

Eine Aufblähung des Geldumlaufs ist besonders leicht bei Papierwährung, da bei dieser der Geldstoff in beliebiger Menge zur Verfügung steht. Bei den metallischen Währungen ist die durch die verhältnismäßige Knappheit des Geldstoffes erschwert. Doch kann auch bei Gold- und Silberwährungen eine Inflation eintreten, wenn der für Geldmünzzwecke verfügbare Edelmetallvorrat über den volkswirtschaftlichen Geldbedarf hinausgeht.

Das war z. B. im 16. Jahrhundert in Spanien der Fall, als aus der neuen Welt ungeheure Silbermengen einströmten. Die gewöhnliche Ursache der Inflation ist der Geldbedarf des Staates in Kriegs- und Revolutionszeiten, in denen die normalen Mittel der Deckung des öffentlichen Finanzbedarfs versagen.
Die Inflation wirkt dann wie eine besonders rohe Form der Besteuerung, sie ist gewissermaßen eine Steuer auf den Besitz des sich ständig entwertenden Bargeldes. Doch kann auch eine übermäßige Ausweitung des von den Notenbanken der privaten Wirtschaft zur Verfügung gestellten Kredits eine Inflation verursachen.

Nach der Quantitätstheorie des Geldwertes muss die durch die Inflation hervorgerufene Störung des Gleichgewichts zwischen Zahlungsmittelumlauf und Warenerzeugung zu einem Sinken des Geldwerts, das heißt also zu einer Steigerung der allgemeinen Preishöhe führen; diese Preissteigerung ist dann auch regelmäßig die Folge jeder Inflation gewesen. Sie kann vorübergehend eine künstliche Belebung des Wirtschaftsprozesses hervorrufen, muss aber, weitergetrieben, schwere wirtschaftliche und soziale Störungen verursachen.

Sie begünstigt die Schuldner zu Lasten der Gläubiger und führt zur Enteignung der Geldvermögen; sowohl der Staat wie private Schuldner können sich daher leicht von ihrer Schuldenlast befreien. Volkswirtschaftlich sind die Wirkungen der Inflation auf den Außenhandel besonders bedeutsam; sie verursacht ein Sinken der Wechselkurse, sodass die Einfuhr gehemmt, die Ausfuhr dagegen gefördert wird. Eine weitgetriebene Inflation, wie die Deutsche nach dem Weltkriege, führt zur sogenannten „Flucht in die Sachwerte“ und damit zu verhängnisvoller Verminderung des volkswirtschaftlichen Betriebskapitals; das unaufhaltsame Sinken des Geldwerts muss schließlich völlige Zerrüttung des Wirtschaftslebens zur Folge haben. 

Geschichte der Inflation:

Die erste Papiergeldinflation erlebte Frankreich 1719/20 durch die John Law verursachte Notenausgabe und dann während der Französischen Revolution durch die Assignatenwirtschaft, in der das in ungeheurer Menge ausgegebene Papiergeld bis auf 1/3% seines Nennwerts entwertet wurde. Bekannt sind ferner die Papiergeldinflationen in den Vereinigten Staaten von Amerika im Unabhängigkeitskriege gegen England und im Sezessionskrieg 1861-1865.

Der Weltkrieg führte zu der schwersten Inflation aller Zeiten; der Geldbedarf stieg in den kriegführenden Ländern so gewaltig an, dass fast überall die Regierungen zu den Hilfsmitteln der Notenpresse griffen und kaum eines dieser Länder von der Inflation verschont blieb. Weitaus am stärksten war die Folge der Reparationsnöte und des Ruhrkampfes der Währungsverfall in Deutschland. Die Preise stiegen sprunghaft, alle Staatsgläubiger und Geldempfänger wurden immer starker benachteiligt, alle Sachwertbesitzer schienen reich geworden. Es entwickelte sich eine Scheinkonjunktur, weil die Arbeitsleistung und die Rohstoffe im Lande nach Goldwert ganz gering bezahlt wurden.

Ein Ausverkauf hochwertiger Güter, eine rücksichtslose Ausfuhr von Arbeitserzeugnissen förderte die Scheinkonjunktur, die rein zahlenmäßig einem Teil der Bevölkerung große Gewinne brachten, aber durch Wucher, Spekulation und Schiebung die Kaufkraft gewisser Kreise erhöhte und damit die Möglichkeit zu dauernder Vermögensvermehrung schuf. Bei der Festigung der Währung (1923) hatte eine Goldmark den Wert von einer Billion Papiermark erreicht. In den letzten Jahren ist jedoch fast überall die Inflation durch eine in verschiedenen Formen durchgeführte Festigung der Währung beendet worden. 

Quelle: Deutscher Brockhaus Ausgabe 1931

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.