1x1 der Finanzen Blog

Vorsicht vor den Stars der Vergangenheit

Es gibt derzeit eine sehr bedenkliche Entwicklung in der Fondsbranche. Die Konzentration von Investmentfonds. Der deutsche Fondsverband BVI hat ausgerechnet, dass zuletzt 47 Prozent des gesamten Geschäfts auf 158 Fonds mit einem Volumen von über 1 Milliarde Euro entfielen. Vor zehn Jahren betrug diese Quote noch 14 Prozent. Im Allgemeinen sind es gerade die großen Fonds die auf dem Höhepunkt ihres Erfolges zu Problemfällen wurden.

Anleger und deren Berater achten beim Kauf von Investmentfonds gern auf die Rendite. Fondsmanager dagegen messen ihren Erfolg am Volumen, das ihr Fonds erreicht, da es die Haupteinnahmequelle des KAG ist. Aber: Investmentfonds werden leicht Opfer ihres Erfolgs, wenn das Volumen zu groß wird. Denn die Leistungsfähigkeit eines Fonds nimmt tendenziell ab, wenn er eine bestimmte Größe überschritten hat.

Sobald ein Fonds eine bestimmte Volumengrenze überschritten hat, müssen Anleger vorsichtiger agieren. Die Erfahrung sollte viele Vermögensverwalter und Anlageberater bei zu groß gewordenen Fonds in Zukunft zurückhaltender werden lassen. Denn die Beispiele, dass große Fonds in der Wertentwicklung nachlassen, sind sehr zahlreich.

So zählte der Fidelity European Growth zeitweise zu den größten Aktienfonds der Welt und setzte Maßstäbe in der Branche. Anfangs war er auf mittelgroße und kleinere Werte an den europäischen Aktienmärkten spezialisiert. Doch je mehr Anlegergeld dem Fonds zufloss, desto schwerer fiel es den Fondsmanagern, in diese oft engen und illiquiden Märkte zu investieren. Der Fonds musste sich den Schwergewichten an der europäischen Börse öffnen. Daraufhin ließ die Wertentwicklung nach.

Auch der DWS Vermögensbildungsfonds I wurde ein Opfer seines Erfolgs. Seine große Zeit hatte er 1997 bis 2000, als Fondsmanager Klaus Kaldemorgen, Anleger und Berater mit einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung begeisterte. Die Mittel flossen dem Fonds nur so zu: Das Volumen stieg von etwa 10 Millionen Euro auf rund 4,2 Milliarden Euro. Mit dem Erfolg ließ auch die Wertentwicklung nach. Und die Kosten für den Anleger stiegen. Anfangs kostete der Fonds rund 0,4 Prozent. Heute liegt die Gebühr beim Dreifachen, bei 1,45 Prozent. Denn für ein gefragtes Produkt kann die Fondsgesellschaft leichter höhere Gebühren durchsetzen, die  dann wiederum auf die Rendite drücken.

Warum kommt es immer wieder zu dieser Entwicklung? Die Ursache liegt an dem in der Branche als „Market Impact“ bekannten Phänomen. Damit ist gemeint, dass Transaktionen des Fondsmanagers umso stärker durchschlagen, je größer der Fonds und je enger der Markt ist. Dann muss der Manager beim Einstieg in einen Wert immer bedenken, wie er wieder aussteigen kann. „Wenn ich kaufe, ist der Markt immer liquide“, sagt ein Fondsanalyst. „Aber wenn ich verkaufen will, vor allem wenn viele das wollen, sieht das oft anders aus.“

Vor allem von dieser Seite drohen dem Carmignac Patrimoine Risiken. Der Fonds ist nicht auf ein bestimmtes Anlagethema spezialisiert, sondern verfolgt das Konzept, möglichst frei die Anlagechancen dort zu suchen, wo Edouard Carmignac sie vermutet. Mit wachsender Größe des Fonds wird der Fondsmanager zusehends in der Wahl seiner Investments eingeschränkt. Das drückt zwangsläufig auf die Rendite. Bisher galt der Carmignac Patrimoine als erfolgreiche Ausnahme. In der letzten Zeit gab es schon erste Schwächeanzeichen. Mittlerweile gibt es im gleichen Anlagesegment über die letzten 3 Jahre bereits 16 Fonds die besser abgeschnitten haben. Der Carmignac Patrimoine muss nun zeigen, ob der Erfolg ihm auch in dieser Größe treu bleibt. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit sprechen allerdings gegen ihn.

Ronny Wagner

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.