1x1 der Finanzen Blog

,

Steuerparadies Deutschland? Nur für den Fiskus!

Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland hinsichtlich der Steuerlast seiner Bürger einen unrühmlichen Spitzenplatz ein. Es gibt weltweit kaum einen Staat, der Arbeitnehmern und auch Selbständigen so viele öffentliche Abgaben aufbürdet, wie die Bundesrepublik. Die jüngst verabschiedeten Entlastungspakete, mit denen sich die Ampel-Koalition bei ihren Wählern lieb Kind machen will, muten vor diesem Hintergrund durchaus recht seltsam an. Denn wer so viele Milliarden an Steuern einnimmt, kann einen Teil des den Bürgern zuvor abgeknöpften Geldes im Grunde auch recht leicht verteilen. Dass dies in einigen Bereichen nach dem Gießkannenprinzip zu geschehen scheint, macht die Sache nicht besser.

Wenn als Netto nur die Hälfte vom Brutto bleibt

Deutsche Unternehmer haben es schwer: Sie müssen erhebliche Summen aufwenden, um ihre Arbeitnehmer zu bezahlen, denen von diesem Geld dann aber nur ein Teil als Lohn oder Gehalt zugutekommt. Der Rest verteilt sich auf enorme Sozialabgaben wie den anteiligen Beitrag zur Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung und eben auf horrende Steuern. Was übrig bleibt, kann bei einem Alleinstehenden ohne Kind und mit durchschnittlichem Einkommen tatsächlich nur noch die Hälfte eines ursprünglich recht ansehnlichen Bruttolohnes sein. Die riesige Differenz führt dann nicht nur zu allseitiger Frustration, sondern in manchen Fällen wohl leider auch dazu, dass sich der eine oder andere Beschäftigte die Frage stellt, ob sich das tägliche Aufstehen und der Stress am Arbeitsplatz überhaupt noch lohnt.

Weit entfernt vom hohen Sozialstandard

In Europa gibt es nur ein einziges Land, welches seinen Bürgern vom Fiskus mehr Geld aus der Tasche zieht, als Deutschland: Belgien. In allen anderen Staaten, sogar im als „Gerechtigkeitsvorbild“ geltenden Schweden, werden deutlich geringere Steuern erhoben. Vor diesem Hintergrund können staatliche Hilfen, wie etwa das gern als Beweis für einen famosen Sozialstandard bemühte, angeblich so überaus hohe Kindergeld, schnell zu einer Farce mutieren. Und so ist die jetzt im sogenannten „Entlastungspaket III“ verankerte Erhöhung dieser für Familien wichtigen Transferleistung nicht viel mehr, als nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Würde sich Deutschland stattdessen endlich aufraffen, die übertriebene Steuerlast für Arbeitnehmer zu senken, bräuchte es vielleicht auch gar keiner Inflationsprämien, Energiezuschüsse und Wohngelderhöhungen.

Echte Problemlöser hätten gute Chancen auf einen Wahlerfolg

Würde sich eine (neue?) Bundesregierung dazu entschließen, tatsächliche Steuersenkungen in Angriff zu nehmen und mehr zu tun, als jüngst die gerade einmal sechs Monate geltende Senkung der Mehrwertsteuer, käme dies nicht nur den Bürgern zugute. Vielmehr hätten so agierende Parteien vermutlich schnell eine große Wählerschaft gewonnen. Fakt jedenfalls ist, dass die explodierenden Lebensmittel- und Energiekosten vom Durchschnittsverdiener kaum mehr zu tragen sein werden.

Die Auswirkungen eines solchen Desasters sind umso schlimmer, als dass es dabei ja nicht nur um vorübergehende Preiserhöhungen geht, sondern dass die extrem hohe Inflation auch Sparguthaben, und damit die Altersvorsorge vieler Menschen aufzehrt. Dem Verfall der Kaufkraft ihres oft mühsam angesparten Kapitals müssen die Deutschen daher tatenlos zusehen. Wenn nicht doch noch ein kompetenter Verantwortungsträger zur Einsicht gelangt und dafür sorgt, dass die – zumindest zu einem Teil – von Deutschland und der EU selbst verschuldeten Probleme gelöst werden. Die Senkung von Steuern und Abgaben wäre hier gewiss ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.