1x1 der Finanzen Blog

,

„Schlimmere Krise als in den 1970er Jahren“: Bekannter Historiker sieht schwere Zeiten kommen

Die gegenwärtige Situation rund um hohe Inflationsraten und weltweite politische Konflikte sei heute größer als in den 1970er Jahren. Dieser Ansicht ist der renommierte britische Historiker und Fachbuchautor Niall Ferguson. Ferguson, dessen aktuelles Buch unter dem Namen „Doom: The Politics of Catastrophe“ (Deutscher Titel: „Die großen Katastrophen der Vergangenheit und einige Lehren für die Zukunft“) erschienen ist, erklärte Anfang September 2022 gegenüber dem Verbrauchernachrichten- und Wirtschaftskanal CNBC, dass „die Zutaten aus den 1970er Jahren“ in der gerade sehr unruhigen Welt durchaus vorhanden wären. Die Auswirkungen seien möglicherweise noch dramatischer als damals.

Dramatische Folgen erwartet

Die 1970er Jahre waren politisch, wie wirtschaftlich eine sehr unruhige Zeit. Weltweit ereigneten sich viele Krisen und Konflikte, die Auswirkungen auf Unternehmen, aber auch auf das Leben von Privatpersonen hatten. Neben einer hohen Bedrohungslage seitens einiger aggressiver Staaten, dem atomaren Schreckensszenario des Kalten Krieges und nicht zuletzt dem durch die sogenannte Ölkrise ausgelösten Preisschock, bewegte sich die Welt seinerzeit in schwerer See. Genau dieses explosive Gemisch und die hohen Wellen finanziellen Ungemachs seien es dann auch, die den Historiker Niall Ferguson entsprechende Parallelen zu unseren Tagen erkennen lassen wollen. Die Geschichte, so erklärt der an der berühmten Stanford University tätige Ferguson, wiederhole sich. Der „Katalysator“ sei jedenfalls vorhanden, um ein ganz ähnliches politisch-wirtschaftliches Klima wie in den 1970er Jahren auszulösen. Zugleich bestehe heute nach Ansicht Fergusons die Gefahr, dass die Konflikte eskalieren und die Folgen deutlich dramatischer sein könnten, als damals.

Größerer Energieschock als nach dem Jom-Kippur-Krieg

Während der von Ägypten, Syrien und weiteren arabischen Staaten gegen Israel geführte Jom-Kippur-Krieg im Oktober des Jahres 1973 nach 19 Tagen beendet war, dauert die aktuelle Situation in der Ukraine nun schon mehr als sechs Monate an. Die damit in Verbindung stehende Energiekrise sei nach Ansicht von Ferguson auch deutlich dramatischer als der Energieschock nach dem Krieg in Nahost. Es sei somit nur schwer vorstellbar, dass die 2020er Jahre nicht schlimmer werden könnten als die 1970er Jahre. Als Grund nennt der Historiker das gegenwärtig vergleichsweise niedrige Produktionswachstum, eine hohe Verschuldung und nicht zuletzt die ungünstige demografische Entwicklung. Zwar würden die Zentralbanken die Zinssätze anheben, um die Inflation einzudämmen, zugleich dürfte diese Maßnahme angesichts des kritischen Weltmarktes aber alles andere als ausreichend sein.

Sehen die Anleger die Gefahr nicht?

Niall Ferguson hat sich auch zur Frage des Verhältnisses zwischen den USA und China geäußert. Seiner Meinung nach gäbe es derzeit keine wirklichen Signale der Entspannung, sondern mehr Reibungspunkte als vor 50 Jahren. Die Menschen, so Ferguson, würden glauben, Weltkatastrophen kämen alle paar Jahre vor. Doch dem sei mitnichten so! Wirkliche Krisen kämen immer plötzlich und unerwartet, ganz gleich, ob es sich um Kriege, Finanzprobleme oder Pandemien handeln würde. Angesichts einer solchen Fehleinschätzung würden die Menschen zu übertriebenem Optimismus neigen und eine kluge Vorsorge versäumen.

In diesem Zusammenhang muss natürlich die Frage erlaubt sein, ob auch eigentlich intelligente Anleger die drohende Gefahr wirklich nicht sehen. Ist es eine Art „Selbstschutz“, eine Beruhigungstaktik, um nicht nervös zu werden? Fakt ist: Mit einer Abkehr von den Realitäten wird das Risiko nicht geringer, sondern immer großer, am Ende herbe finanzielle Verluste zu erleiden. Klug zu handeln und vorhandenes Vermögen gegebenenfalls sinnvoll umzuschichten, sollte daher das Gebot der Stunde sein.

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.