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Kupferproduktion stockt: Vorbote für Gold und Silber?

Kupfer wird, aufgrund seiner vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten, gern als „König der Industriemetalle“ betitelt – und hat damit automatisch besondere Signalwirkung für weitere (Edel-)Metalle. Umso signifikanter sind die jüngsten Produktionsrückgänge in der Welt der Kupferverarbeiter und -miner. Diese könnten, neben der Energiekrise, die die Welt aktuell schon durchläuft, auch wichtige Vorboten sein.

Kupferproduktion in Chile rückläufig

Ein erheblicher Teil des industriell weiterverarbeiteten Kupfers wird im schönen Chile gewonnen. Gerade da läuft es aktuell aber nicht rund. Wie aus statistischen Erhebungen hervorgeht, reduzierte sich die Kupferproduktion zwischen Januar und November 2022 um rund 300 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch andere Länder, in denen die Kupferproduktion eine große Rolle spielt, offenbaren einen bis dato noch leicht rückläufigen Trend – vor allem Australien, die USA und China dürfen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Aktuell hält lediglich Peru noch das Niveau – aber auch da bilden sich am Horizont bereits erste dunkle Wolken.

In Peru findet aktuell ein „heißer“ Winter statt: Proteste zwangen Minenbetreiber zu großflächigen Schließungen, was für die weltweite Kupferproduktion neuerlichen Gegenwind bedeuten dürfte. Zwar ist der im vorherigen Absatz erwähnte chilenische Rückgang mit seinen rund 5,8 % gegenüber dem Vorjahr schon signifikant, andere Länder konnten diesen Rückgang aber zumindest teilweise abfedern. Kommt es nun auch in Peru zu Verwerfungen im Minensektor und länger andauernden Schließungen, wird zwangsläufig auch das globale Produktionsniveau im laufenden Jahr rückläufig sein.

Derartige Entwicklungen sind in anderen Ländern keinesfalls undenkbar. Wie so häufig, geht es ums Geld: Die durch Inflation und Energiekrise global gestiegenen Lebensunterhaltungskosten wirken sich insbesondere in den Schwellenländern signifikant aus, die aufgrund ihrer Heimatwährungen zudem noch durch den US-Dollar weiter an Kaufkraft verlieren. Das Ergebnis ist ein leicht entzündlicher Mix – Minenarbeiter fürchten, ihr bisheriges, bereits überschaubares Wohlstandsniveau nicht weiter halten zu können. Bleibt es zu Hause immer häufiger dunkel und die Teller sind zusehends spärlicher gefüllt, werden sich Proteste wie aktuell in Peru über die Grenzen ausbreiten und zudem in Peru selbst weiter zunehmen. Damit stehen die Minenbetreiber vor ganz eigenen, neuen Herausforderungen.

Kupfereinlagerungen sind ebenfalls rückgängig

Bereits in den vergangenen Jahren fand ein Abbau der globalen Kupferreserven statt. Von ursprünglich rund 350 Millionen Tonnen, die eingelagert wurden, existieren aktuell nur noch rund 190 Millionen Tonnen. In den vier Jahren zwischen 2018 und 2022 wurde also beinahe die Hälfte der globalen Kupferreserven abgebaut. Das sorgt, gepaart mit dem jüngsten Produktionsrückgang, für staunende Augen an den Rohstoffmärkten. Was passiert, wenn schon in einigen Jahren die Reserven vollends erschöpft sind, zugleich aber die globale Kupferproduktion weiterhin rückläufig ist?

Diese Anzeichen charakterisieren in bedeutender Weise, aber keinesfalls nur ausschließlich, den Kupfermarkt – sie können sich aber ebenso gut auf andere Rohstoff- und Metallmärkte auswirken. Schon vor einiger Zeit ließen sich ähnliche Entwicklungen in der Silberproduktion beobachten, die zwar im laufenden Jahr wieder höher als noch im Jahr 2022 ausfallen soll, aber immer noch weit unter dem Niveau von 2021 liegt. Gepaart mit immer mehr Akteuren auf der Käuferseite, die den Bestand weiter verknappen, stehen uns interessante Zeiten vorbei – die umsichtigen Anlegern mitunter attraktive Chancen ermöglichen.

Weil der Kupfermarkt gern als Vorbote für weitere Edelmetallmärkte hinzugezogen wird, lohnt es sich auf diesen in den nächsten Monaten ein Auge zu haben. Die Entwicklungen dort könnten, gepaart mit den bereits bekannten Prozessen am Silbermarkt, die vergangenen Jahre auf den Kopf stellen – mitunter folgt auf die Energiekrise schon bald eine ausgewachsene Rohstoffkrise.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.