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Irrtümer, denen Krypto-Fans immer noch unterliegen

Kryptowährungen sollten eine Revolution abgeben: des Finanzmarktes, des Geldtransfers, der Wertanlage und aus technischer Hinsicht ebenso. Im vergangenen Jahr machte sich unter Krypto-Anhängern aber vor allem Ernüchterung breit. Skandale, Pleiten und sogar konkrete Verbrechen reihten sich mit erschreckender Routine fast schon im Wochentakt aneinander. Die drei nachfolgenden größten Irrtümer zeigen auf, dass Kryptowährungen zwar viel versprachen, aber nichts davon halten konnten.

#1 – Die Mär vom Inflationsschutz

Die erste Kryptowährung, der Bitcoin, wurde im Zuge der Finanzkrise ins Leben gerufen. Er sollte Anleger nicht nur vor Banken, sondern auch vor Inflation und expansiver Notenbankgeldpolitik schützen. Für weit mehr als zehn Jahre wurden Kryptowährungen dahingehend gar nicht auf den Prüfstand gestellt, denn die Inflation lag zumeist unter dem von EZB und FED ausgerufenen Zielen. Nun, als es im Jahr 2022 tatsächlich zu einer ausgewachsenen Inflation mit Raten jenseits der 10 % kam, haben Bitcoin & Co. aber vollends versagt.

Nicht nur schützten die Kryptowährungen ihre Anleger nicht vor Inflation, sie büßten sogar immens an Wert ein. Damit zeigte sich auch: Sobald das Geld knapp wird, sind Kryptowährungen kein „sicherer Hafen“, sondern das erste Asset überhaupt, von dem Anleger sich trennen. Selbst das Argument, der Bitcoin sei deflationär, da er auf eine bestimmte Menge limitiert ist, zieht nicht wirklich. Erstens wird die Grenze von 21 Millionen erst in mehr als einem Jahrhundert erreicht, zweitens sind alle Kryptowährungen gewissermaßen unendlich teilbar.

#2 – Von Dezentralität war nichts zu sehen

Dezentral sollten die Finanzmärkte und Akteure am Krypto-Markt sein, um Dominoeffekte wie zur Bankenkrise 2008 gar nicht möglich werden zu lassen. Auch das war nichts mehr als Wunschdenken, wie das vergangene Jahr zeigte. Gerade eben diese Dominoeffekte, die nicht existieren sollten, wuchsen zu ausgewachsenen Pleite-Monstern an. Fast im Monatstakt geht mal wieder ein Akteur in die Insolvenz. Coins und damit Anlegerkapital „verschwinden“ auf suspekte Art und Weise und selbst eine Top-3-Börse wie FTX kann binnen weniger Wochen in die Insolvenz rutschen. Den Schaden haben die Anleger, deren Kapital von den keinesfalls dezentral aufgestellten Akteuren missbraucht wird und die das Gros ihres Geldes wohl nie mehr wiedersehen.

So tragen Anleger nicht nur das Risiko der oftmals sowieso schon kaum durchsichtigen einzelnen Kryptowährungen, sondern müssen auch bei allen möglichen Institutionellen regelmäßige Skandale bis hin zu Totalverlusten fürchten. Dazu kommt natürlich auch, dass der Krypto-Markt keinesfalls sonderlich liquide ist. Selbst wer seine Coins nicht im Zuge solcher Skandale verliert, muss sie dann versuchen auf einem rasant abstürzenden, kaum liquiden Markt „loszuwerden“.

#3 – Ein relevantes Zahlungsmittel sind Kryptowährungen ebenso nicht

Vor einigen Jahren hieß es noch: Der Bitcoin wird echtes Fiat-Geld ersetzen! Als das schon kaum funktionierte, da die Transaktionsgebühren sofort explodieren, sobald das Netzwerk einmal intensiv genutzt wird, sollte Bitcoin dann „digitales Gold“ sein. Wie das ausging, zeigt unser erster Punkt zum vermeintlichen Inflationsschutz. Tatsächlich ist es heute so: Kaum jemand zahlt überhaupt mit Kryptowährungen. Falls doch, dann läuft das über Drittanbieter (erneut: Dezentralität ist Wunschdenken!), die direkt zum tagesaktuellen Kurs umrechnen und den Händlern dann doch Fiat-Geld auszahlen. So entsteht durch Kryptowährungen als Zahlungsmittel nur ein unnötiger Mittelsmann – also genau das, was sie eigentlich verhindern wollten.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.