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Goldpreis läutet eine neue Phase ein – die könnte andauern

Der Goldpreis setzte zuletzt seinen bereits seit einiger Zeit andauernden Aufstieg fort. Rund 2.400 US-Dollar pro Unze erreichte der Goldpreis am 19. April. Was auf dem 6-Monats-Chart einem Preisanstieg von fast 20 % entspricht. Ein Ende dieser möglicherweise sehr langen und potenziell steilen Reise ist nicht in Sicht – auch weil der positive Wertzuwachs durchaus nachvollziehbar ist.

Gold kennt keine Krisen

Anleger, die schon länger an den Finanzmärkten unterwegs sind, kennen die Situation: Sobald es in der Welt bröckelt und brodelt, suchen immer mehr Anleger (auch Institutionelle) den sicheren Hafen – und der ist traditionell Gold. Krisen gibt es in der Welt zum aktuellen Zeitpunkt genug. Sie schüren Unsicherheiten, die sich traditionell vor allem in den Anleihen-, Aktien- und Devisenmärkten manifestiert. Gold hingegen ist mit seiner langen und beständigen Historie ein sichererer Hafen. Der aufgrund der globalen geopolitischen Unsicherheiten immer öfter angesteuert wird. Die dadurch entfachte Nachfrage übersteigt die Verkaufs- und Angebotsseite deutlich – die logische Konsequenz sind Preisanstiege.

Gleichermaßen kaufen die Notenbanken dieser Welt schon länger kräftig Gold zu, allen voran in den Schwellenländern ist das Edelmetall gefragt. Für viele Schwellenländer ist Gold auch eine wichtige Möglichkeit, um sich gegen Währungsverwerfungen im Westen, allen voran den USA, zur Wehr zu setzen. Deren eigene Geldwährungen sind häufig weder stabil genug, noch haben sie eine ausreichend hohe Preismacht, um diese auf dem globalen Devisenmarkt durchzusetzen. Gold hingegen kennt keine Länder und geografischen Grenzen, ebenso wenig Notenbankstrategien oder die von westlichen Notenbanken vorangetriebenen Verwässerungen des Geldwertes. Für Schwellenländer, die zuletzt starke Nettokäufer waren, ist Gold damit ein wichtiges Instrument, um sich selbst die eigene Unabhängigkeit zu sichern.

China setzt immer mehr auf Gold – und weniger auf den US-Dollar

Eines der bekanntesten Schwellenländer, auch wenn es hinsichtlich seiner Wirtschaftsleistung längst mit dem Westen konkurriert, ist China. Dort wurden zuletzt mehr und mehr der bereits vorhandenen US-Dollar-Reserven in das inflationssichere Edelmetall umgeschichtet. Gründe dafür gibt es reichlich, auch überschneiden sich diese mit den zuvor genannten Gründen für Schwellenländer allgemein.

Die Beziehungen zwischen China und den USA (sowie weiteren Teilen des geografischen Westens) waren zuletzt eher unterkühlt. Gleichermaßen haben China und andere Länder durchaus Notiz davon genommen, wie die USA ihren Dollar als Weltwährung zuletzt vermehrt als Druckmittel einsetzten, allen voran gegen Russland. Auch das schaffte in Schwellenländern große Unsicherheit. US-Dollar-Reserven und US-Staatsanleihen wurden da auch deshalb vermehrt gehalten, weil man sich in der Vergangenheit im Regelfall darauf verlassen konnte, dass die Währung selbst nicht zum Politikum wird. Erst einmal als Druckmittel eingesetzt, bleibt das im Hinterkopf der zuständigen Banker. Denn im Streitfall könnten auch deren Reserven eingefroren oder sie vom internationalen Währungsverkehr abgeschnitten werden.

Alle drei Faktoren treiben den Goldpreis aktuell vor sich her, wobei auch kurzfristige Rücksetzer in Anbetracht der jüngst sehr starken Entwicklung nicht ausgeschlossen sind. Selbige könnten wiederum bei Anlegern, Schwellenland-Notenbanken und Institutionellen für weitere Zukäufe sorgen.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.