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Gold als Solvenzversicherung: Gouverneur der niederländischen Zentralbank mit eindeutiger Aussage

Ein Fernsehinterview gab erstaunliche Einblicke in die Arbeit der niederländischen Zentralbank DNB. Da bezeichnet Klaas Knot, Gouverneur der DNB, sein Goldneubewertungskonto als eine Solvenz-Rückversicherung. Der Grund? Ein einzigartiger Mechanismus der Europäischen Zentralbank EZB, der die Bedeutsamkeit von Gold deutlich unterstreicht.

Was ist genau passiert?

Um die Aussage in den Kontext zu rücken, ist zunächst ein Blick in die Geschichte notwendig. Im Zuge der quantitativen Lockerung (QE) der Europäischen Zentralbank füllten sich auch die Geldreserven der Zentralbanken einzelner Länder, so natürlich auch die der niederländischen DNB. Die Zentralbanken nutzten die Geldschwemme, um Staatsanleihen zu erwerben, stehen nun in Zeiten von Zinserhöhungen aber vor beträchtlichen Buchverlusten gepaart mit höheren Zinssätzen für stille Reserven. In der Bilanz wirkt sich dieses Vorgehen reduzierend auf die wichtige Eigenkapital-Position aus. Während man für dieses Jahr noch mit moderaten Verlusten rechnet, sollen sich diese über die nächsten drei Jahre signifikant ausweiten – bis zu 9 Milliarden Euro bei einer aktuellen Eigenkapital-Position von etwas mehr als 11 Milliarden Euro. Spielraum und Toleranzschwelle liegen damit beunruhigend nah beieinander.

Nun lohnt sich im zweiten Schritt ein Blick in den bilanziellen Aufbau einer Zentralbank. Aktiva und Passiva gibt es natürlich auch da, wobei auf der Aktivseite unter anderem Anleihenportfolios, internationale Reserven und Diskontkredite stehen. Auf der Passivseite beispielsweise das Eigenkapital, Einlagenkonto und die monetäre Basis – aber eben auch das Goldneubewertungskonto. Da stehen bemerkenswerte Gewinne, denn Gold lässt sich nicht einfach drucken, zugleich ist der Einstiegspreis der meisten Zentralbanken bei rund 35 US-Dollar gedeckelt. Welche Gewinne damit eingefahren wurden, zeigt ein kurzer Blick auf den aktuellen Goldpreis. Gold darf dem aktuellen Stand der Gesetze nach aber nicht zum Eigenkapital hinzugerechnet werden.

Die Situation jetzt: Welche Bedeutung haben die Aussagen vom Gouverneur der DNB?

In einem Fernsehinterview, das in den Niederlanden am 30. Oktober ausgestrahlt wurde, ging es unter anderem um eine potenzielle Schieflage der Zentralbank – für die dann zur Sicherung der Finanzstabilität der Steuerzahler aufkommen müsste. Knot sagt darin wenig überraschend, dass steigende Zinssatzvorgaben der EZB zu Mehrkosten innerhalb seiner DNB führen. Umso stärker die Zinsen steigen, desto höher auch der Druck auf die niederländische Zentralbank – die damit aber längst nicht allein dasteht.

Nun ist der Zeitpunkt, wo Knot im Interview das Goldneubewertungskonto vorbringt. Da zeigt er auf, dass seine Zentralbank auf rund 20 Milliarden in nicht realisierten Goldgewinnen sitzt. Einen Plan, die Goldbestände zu liquidieren, gibt es nicht. Das Problem? Die zuvor erwähnte Gesetzgebung, nach der die Goldbestände und damit assoziierte unrealisierte Gewinne nicht zum Eigenkapital hinzugezählt werden dürfen.

Kurz gefasst und vereinfacht ausgedrückt also: Die niederländische Zentralbank hat dank ihrer enormen Goldbestände durchaus genügend „Wertkapital“, sie darf es aber nicht zum Eigenkapital zählen, wodurch zumindest auf dem Papier eine potenzielle Schieflage existiert – die der Steuerzahler schlimmstenfalls ausbügeln muss. Dabei ist die nötige Reserve eigentlich da, nur liegt sie eben in unrealisierten Goldgewinnen. Simultan führt ein sinkender Goldpreis aber zu einem Schrumpfeffekt gegenüber dem Nettovermögen der Zentralbank.

Was bedeutet das?

Da mit Knot erstmals ein hochrangiger Zentralbanker die Re-Evaluierung der Goldneubewertungskonten ins Spiel brachte, ist auch der Weg für andere europäische Banken frei. Das wiederum hätte auf den Goldpreis einen stabilisierenden Effekt einerseits, andererseits würde sich die Europäische Union damit auch auf eine Neuinterpretation des Goldstandards hinzubewegen. Die Zentralbanken könnten damit ihre Solvenz gewährleisten und simultan ihre jeweiligen Landesregierungen stützen. Wie sich also zeigt, ist Gold nach wie vor der Stabilitätsanker, den es bereits seit Jahrhunderten abgibt.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.