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Geringeres Wachstum der Geldmenge bestätigt Ende der Boomphase

Das Wachstum der realen Geldmenge (true money supply oder TMS) ist ein Indikator, der traditionell mit den Boom and Bust-Zyklen aus wirtschaftlicher Expansion und Kontraktion korreliert. Typischerweise geht ein Geldmengenwachstum in den USA unterhalb der Marke von 6 % dem Eintritt in die Phase der Kontraktion voraus. Im Jahr 2022 war das nicht der Fall.

Monetäre Inflation vs. Consumer Price Index

Das Geldmengenwachstum wird auch als monetäre Inflation bezeichnet. Es darf nicht verwechselt werden mit der Inflation im Sinne der Preissteigerungen, wie sie zum Beispiel im amerikanischen Consumer Price Index (CPI) gemessen wird. Die Ausweitung der Geldmenge selbst und nicht die Preissteigerungen in den Blick zu nehmen, hat Vorteile. Erstens ist diese Größe weniger anfällig für Manipulationen. Zweitens lassen sich Preissteigerungen gut als eine von mehreren möglichen Auswirkungen der Geldmengenausweitung auffassen.

Monetäre Inflation als vorlaufender Indikator

Im typischen Boom-Bust-Cycle ist ein Rückgang der Ausweitung der Geldmenge ein vorlaufender Indikator für den Bust, der sich gut anhand vergangener Zyklen nachweisen lässt. So fiel die Ausweitung der Geldmenge zum Beispiel bereits 2005 unter die Marke von 6 %, während die wirtschaftliche Talfahrt erst 2007 einsetzte. Nach zwei Quartalen negativem Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2022 wäre nun zu erwarten gewesen, dass die Marke von 6 % in den USA schon vorher gefallen ist. Das war aber nicht der Fall.

Das Jahr 2021 war sogar die Zeit einer besonders starken Geldexpansion, die zum Jahresbeginn noch einen historischen Höchstwert im Bereich von 40 % erreichte. Im Verlauf des Jahres ging das Wachstum der Geldmenge dann aber radikal zurück und lag schließlich nur noch knapp über der 6 % Marke. Dann folgten die beiden Quartale mit schrumpfender US-Wirtschaft nach einem Wachstum von 5,8 % für das Gesamtjahr 2021. Der Umschwung zeigt sehr schön die Bedeutung der Geldmenge für den Boom.

Man könnte natürlich auch weniger freundlich formulieren und sagen: Das Wirtschaftswachstum 2021 war in erster Linie ein geldpolitisch angefachtes Strohfeuer. Die extreme Geldmengenausweitung der Fed auf der Höhe des Booms ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum das Einsetzen des Busts diesmal dem Absinken der TMS-Wachstumsrate unter 6 % voranging. Mit der Bekanntgabe des Geldmengenwachstums Anfang September wurde diese Marke nun aber offiziell unterschritten.

TMS-Wachstumsrate minus CPI auf tiefstem Stand seit Jahrzehnten

Zieht man die Veränderungen im Consumer Price Index von der TMS-Wachstumsrate ab, erhält man die reale oder wertmäßige Erhöhung der Geldmenge. Diese befindet sich angesichts der hohen Steigerungen der Konsumentenpreise in den USA wenig überraschend auf dem tiefsten Stand seit Jahrzehnten. Der Trend zeigt weiterhin steil nach unten.

Diese Entwicklung bindet der Fed die Hände und macht eine weitere Verschärfung der restriktiven Geldpolitik problematisch. Das wiederum dürfte zur Folge haben, dass sich die Inflation im Sinne steigender Konsumentenpreise in den USA auf absehbare Zeit nicht nachhaltig abschwächen wird.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.