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Doomsday-Chart 2022 – Sinn und Unsinn der Grafik des Untergangs

Ein Chart geht um in der Börsencommunity, der mal als Doomsday-Chart, mal als Chart of Doom oder im Deutschen als Grafik des Untergangs bezeichnet wird. Gemeint ist die Darstellung des Kursverlaufs im amerikanischen Aktienindex S&P 500 für das Jahr 2021 im Vergleich mit dem Kursverlauf zur Zeit der Finanzkrise. Von den Wallstreet Bets bis zum Börsen-Showstar Jim Cramer auf CNBC sehen sich Profis und Laien zu Kommentaren und Diskussionen veranlasst.

Nicht der erste Chart of Doom und wohl nicht der letzte

Zunächst einmal sind sogenannte Doomsday-Charts nichts Neues. Der Vergleich aktueller Kursverläufe mit früheren Kursverläufen ist schließlich die Basis der Pattern-Analyse oder Mustererkennung in der Charttechnik. Zeigen sich Muster, die in der Vergangenheit Kursabstürzen vorangingen, sind bedrohlich klingende Namen naheliegend.

Der Kurseinbruch im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 ist neben der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende die beliebteste Referenz, wenn es darum geht, aktuelle Katastrophenszenarien zu untermauern. So verhält es sich auch mit der neuesten Auflage des Doomsday-Charts.

Was sagt die aktuelle Grafik des Untergangs genau

Die aktuelle Grafik des Untergangs zeigt den Kursverlauf von Januar 2021 bis August 2022 und den längeren Zeitabschnitt von September 2006 bis April 2010 in einem Chart. Die Kurse Ende August 2022 entsprechen im zeitlichen Verlauf Ende April 2008. Der historische Chart läuft dann weiter über das Tief im Frühjahr 2009 und endet im April 2010.

Was sagen die Doomsday-Anhänger

Die Doomsday-Anhänger fokussieren sich auf den Zeitabschnitt bis zum 9. März 2009, als der S&P 500 ein Tief bei 676.53 Punkten erreichte und damit einen Rückgang um 56,8 % abschloss. Auf diesem Weg nach unten gab es ein markantes Zwischenhoch. Eine ähnliche Erholungsrallye mit anschließendem Kursrutsch lässt sich auch im August 2022 feststellen. Haben die Dommsdayer recht, folgen in den nächsten Wochen und Monaten weitere signifikante Kursrückgänge.

Was sagen die Kritiker

Die Kritiker monieren mehrere Punkte. Erstens gäbe es keine Übereinstimmung der Monate in beiden Charts, was stimmt, andererseits aber die Kursähnlichkeit nicht ändert. Des Weiteren wird kritisiert, dass der aktuelle Chart häufig in Rot dargestellt wird. Die Verwendung der Farbe soll Panik suggerieren, was ebenfalls zutreffen mag. Der dritte Kritikpunkt betrifft die Auswahl des Kursendes. Dieses sei im historischen Chart willkürlich gewählt und würde die anschließende Erholung nicht zeigen. Das trifft ebenfalls zu, negiert aber nicht die Möglichkeit deutlicher kurz- bis mittelfristiger Kursverluste.

Was ist nun davon zu halten

Anleger tun am besten daran, sich weder durch Doomsday-Szenarien noch durch ihre Entkräftung allzu sehr irritieren zu lassen. Kein Asset-Manager der Welt trifft auf Grundlage eines einzelnen Charts irgendwelche Entscheidungen. Die Zinspolitik der Fed und anderer Notenbanken wird erheblich mehr Einfluss auf die Kursverläufe haben als jeder Chart. Jedoch gehe ich nach wie vor davon aus, dass sich die Geschichte wiederholt. Ein Börsencrash nach dem Muster von 1929 ist mehr als überfällig.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.