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Wird Gold seinem Ruf als Instrument des Inflationsschutzes gerecht?

Steigende Inflation: Schützt Gold nachhaltig vor der Geldentwertung?

Viele Investoren schätzen Gold als ideale Geldanlage in Zeiten einer hohen Inflation. Die stark wachsenden Inflationsraten in Folge der Coronakrise rücken das Edelmetall wieder in den Fokus: Mitte letzter Woche durchbrach es die wichtige Marke von 1.835 US-Dollar je Feinunze und verzeichnet seitdem weitere Kursgewinne. Doch wie effektiv ist der Inflationsschutz perspektivisch? 

Über die Sommermonate blieb der Goldkurs weitgehend stabil – ein Ausbruch nach oben gelang nicht. Am Mittwoch änderte sich das, der Goldpreis zog nach den aktuellen Inflationsdaten aus den USA rasant an. Mit 6,2 % verzeichnen die USA die höchste Inflationsrate seit drei Jahrzehnten, zahlreiche Anleger flüchteten sich in die wertstabile Anlageform Gold. Auch in Deutschland und der EU beschleunigen sich die Preissteigerungen: Nun machen sich die vielfältigen wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie bemerkbar. Ein Grund ist, dass die Nachfrage in vielen Wirtschaftsbereichen das Angebot übersteigt. Die großzügige Geldpolitik der führenden Notenbanken kommt hinzu. 

Darum ist Gold bei einer hohen Inflation beliebt

Die Geldmenge lässt sich beliebig erweitern: Eine liberale Geldpolitik in Form niedriger Zinsen und anderer Mittel soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln, zugleich kann sie das Geld entwerten. Seit der Finanzkrise vor rund 15 Jahren setzen die Zentralbanken auf Niedrigzinsen, die wirtschaftlichen Verwerfungen durch Corona erfordern denselben Ansatz. Den Preis zahlen nun Verbraucher und Anleger: Einkommen und Vermögen verlieren an Kaufkraft. Zumindest Sparer können dem mit einer angepassten Anlagestrategie entgegenwirken – Gold ist hierfür die naheliegende Lösung! 

Dieses Edelmetall ist als natürliche Ressource in begrenztem Maß verfügbar: Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Geld. Anleger meiden mit Gold das Risiko der Geldentwertung, sie entscheiden sich für eine wertstabile Kapitalanlage. In krisenhaften Zeiten mit hoher Inflation besteht sogar die große Chance auf relevante Kursgewinne, das zeigt sich in diesen Tagen. Viele Investoren decken sich mit Gold ein, der Preis steigt schnell. Momentan liegt der Goldpreis je Feinunze bei rund 1.860 US-Dollar und damit höher als letzten Mittwoch, als der Kurs die Marke von 1.835 US-Dollar durchbrach. Im Vergleich zum 52-Wochen-Tief von circa 1.685 US-Dollar ist der Anstieg beträchtlich. Wer zum richtigen Zeitpunkt Gold gekauft hat, kann sich über eine hohe Rendite freuen. 

Ausblick: Wie entwickelt sich der Goldpreis weiter? 

Im Rahmen der technischen Chartanalyse war das Überschreiten der Grenze von 1.835 US-Dollar wichtig: Es spricht viel dafür, dass nun die Bullen am Zug sind. Gefahr sehen Chartanalysten nur, wenn der Goldpreis aufgrund von Rückschlägen unter 1.780 US-Dollar fallen würde. Dafür gibt es bisher jedoch keine Anzeichen. Auch ein Blick auf die ökonomischen Rahmenbedingungen deutet auf einen weiteren Preisanstieg hin. Die Inflationsraten erhöhen sich in vielen bedeutenden Weltregionen massiv, ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Erst wenn sich diese Preissteigerungen reduzieren und sich zugleich die wirtschaftliche Lage bessert, könnten sich Anleger teilweise aus dem Goldmarkt zurückziehen. Experten weisen aber ausdrücklich auf vielfältige Unsicherheitsfaktoren hin, entsprechend unsicher sind Prognosen. Es kommt zum Beispiel darauf an, ob wichtige Industriestaaten im Winter die Coronakrise in den Griff bekommen. 

Geld in Gold anlegen: Diese Möglichkeiten existieren

Wenn Anleger ihr Vermögen mit Gold gegen Inflation absichern wollen, wählen sie aus verschiedenen Optionen. Sie können zum Beispiel physisches Gold erwerben. Hierfür eignet sich Anlagegold wie Goldbarren und Anlagemünzen aus Gold. Einige Anleger lagern das gekaufte Edelmetall zu Hause, andere bunkern es in einem Bankschließfach. Verschiedene Goldhändler bieten zudem die zentrale und kostengünstige Lagerung in einem Sicherheitsdepot an. 

Alternativ können Investoren börsengehandelte Goldprodukte kaufen. Am Markt finden sich vielfältige Anlageformen, die den Goldkurs teilweise oder vollständig abbilden. Zur ersten Kategorie zählen diverse ETFs, die nach deutscher Gesetzeslage bis zu 30 % des Anlagekapitals in Gold investieren dürfen. Bei ETCs gibt es diese Begrenzung nicht, sie bilden die Kursentwicklung nahezu eins zu eins ab. Sie stellen Inhaberschuldverschreibungen dar, während es sich bei ETFs um passive Investmentfonds handelt. Darüber hinaus können Anleger indirekt von Kursgewinnen beim Gold profitieren, indem sie Aktien von Goldproduzenten erwerben. Goldhersteller wie Barrick Gold und Northern Star profitieren unmittelbar von einer wachsenden Goldnachfrage und höheren Preisen – die Aktienkurse steigen.

Gold als Teil der Anlagestrategie: Mix an Anlageformen empfehlenswert

Edelmetalle wie Gold sind ein probates Instrument, um das Portfolio gegen hohe Inflationsraten abzusichern. Diese Erkenntnis ist weitgehend unstrittig. Allerdings setzen kluge Anleger nicht alles auf eine Karte, sie investieren nur einen Teil ihres Kapitals in Gold. Der Goldpreis unterliegt erheblichen Schwankungen, bei einem schlechten Timing von Kauf und Verkauf sind Verluste möglich. Experten raten deshalb dazu, neben Gold andere Mittel der Inflationsabsicherung wie Aktien in Betracht zu ziehen.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.