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US-Notenbanken weiter auf Inflationskurs: Rückenwind für den Goldpreis?

Das Schreckgespenst der Inflation geht weiter auf den Märkten umher. In der jüngeren Vergangenheit war es nicht nur die Riege der Commodities, die enorme Kurszuwächse verzeichnen konnte, auch Edelmetalle haben private wie professionelle Anleger auf dem Schirm. Die Geschichte beweist, dass zumindest auf den Kapitalmärkten die Inflation einen natürlichen Gegenspieler hat: Gold. Selbiges ist es auch, was bei weiterhin inflationärem Kurs der US-Notenbanken Zugewinne verzeichnen könnte.

Die Strategie der FED – und was das für Anleger bedeutet

Letzte Woche brachte die FED, beziehungsweise ihr Vorsitzender Jerome Powell, zumindest ein wenig Licht ins (Anleger-)Dunkel. Anhand von einem Kollektiv aus verschiedenen Wirtschaftsprognosen entwickelte die Notenbank für die nächsten zwei Jahre ein Ziel, das dem Markt zumindest seine Inflationsängste nicht genommen hat. Der Kurs der FED sieht aktuell vor, das Zinsniveau bis Ende 2023 auf 0,6 % anzuheben – weg also vom Null- beziehungsweise Negativzins. Selbiger Kurs soll aber nur dann vom Papier in die Realität gebracht werden, wenn sich die Inflation stabil auf oder oberhalb von dem ausgerufenen 2-Prozent-Zielwert ansiedelt. Simultan betonte Powell erneut, dass er die FED weiterhin auch als Arbeitsmarkttreiber versteht, sein Ziel also eine exzellente Beschäftigungsquote nahe der realistischen Vollbeschäftigung ist.

Zeitgleich schob Powell zumindest im Ansatz dem Markt einen Riegel vor, indem er offen ansprach, dass Zinserhöhungen nicht unbedingt der Fokus von Sitzungen des FED-Ausschusses seien, sondern viel mehr die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie die des Arbeitsmarktes analysiert werden. Eben jene Daten zur wirtschaftlichen Situation sind es, die zuletzt den prognostizierten Aufschwung unterstützten. Speziell in den USA erlebt die Wirtschaft einen sehr starken Covid-Rebound, der zumindest Europas Erholung deutlich in den Schatten stellt und zuletzt auch gegenüber Asien die Nase vorn hatte. Dieser wirtschaftliche Aufschwung ist aber weiterhin gestützt von der Notenbank, die jeden Monat rund 80 Milliarden US-Dollar in Bonds (Anleihen) und rund 40 Milliarden US-Dollar in Wertpapieren in die Bilanz nimmt.

Welches Resultat die Bilanzausdehnung der FED hat, zeigt sich in direkter Relation zum Bruttoinlandsprodukt der USA. Die FED-Bilanz, mittlerweile auf rund acht Billionen US-Dollar aufgebläht, macht mittlerweile nämlich mehr als ein Drittel vom BIP der Staaten aus. 

Diese Argumente sprechen für eine Investition in Gold

Das Edelmetall befindet sich seit jeher an der Speerspitze der Anlagegüter, in die Anleger „flüchten“, sobald eine überdurchschnittlich hohe Inflation droht. In der aktuell dargelegten Konstellation finden Gold-Befürworter viele Argumente, die für eine Investition in das Edelmetall sprechen. 

Zusammengefasst sind das:

– ein schwacher, inflationärer US-Dollar als Weltleitwährung

– eine gestiegene Inflation, die Cash und Cash-Äquivalente kontinuierlich in ihrem Realwert reduziert

– weiterhin niedrige Realzinsen

– die konsequent omnipräsente Frage, ob die wirtschaftliche Situation überhaupt bis Ende 2023 geplante Zinserhöhungen zulässt

Alle vier Umstände sprechen für eine Anlageklasse, die seit jeher in inflationären Zeiten stark performt: und das ist Gold. Die Begründung hierfür dürfte vielen Anlegern bereits bekannt sein. Da Gold lediglich in einer bestimmten Menge existiert und zudem mit einem gewissen Aufwand hinsichtlich Lagerung und Schöpfung verbunden ist, agiert es gewissermaßen als natürlicher Gegenspiel zu Fiat-Geld, also beispielsweise dem Euro oder dem US-Dollar.

Wenn die Notenbanken, sowohl die FED aber auch die EZB, konsequent Vermögenswerte in ihre eigene Bilanz nehmen, Aktien und Anleihen kaufen und damit effektiv neues Geld schöpfen, ist der beste Inflationsschutz seit jeher sich auf ein Gut zu verlassen, das nicht „einfach so“ kreiert werden kann. In der Folge dürfte der jüngste, eher überschaubare Einbruch beim Goldpreis für viele Fans des Edelmetalls und solche, die sich gegen Inflation absichern möchten, eine attraktive Einstiegsgelegenheit bieten. Noch immer ist kein Ende von FED-Zukäufen und der QE-Strategien der Notenbanken des Westens in Sicht: und damit lässt sich weder eine Inflation, noch schlimmstenfalls eine Hyperinflation ausschließen. Wer sich dagegen absichern möchte, findet in Gold einen bewiesenen Weg.

Dass das funktioniert, zeigen die letzten fünf Jahre. Von 2016 an konnte der Goldpreis um rund 34 % zulegen, 2018 als Ausgangsjahr betrachtet sogar um rund 42 %. Vor allem im Jahr 2019/2020 verzeichnete er einen steilen Anstieg, bedingt durch die voluminösen Hilfsprogramme der Notenbanken und Anleger, die die Wiederkehr der Inflation fürchten. Trotz des jüngsten Anstiegs die letzten zwei Jahre ist keinesfalls auszuschließen, vor allem nicht in Anbetracht der aktuellen Situation, dass Gold seinen konsequenten Marsch zu neuen Höchstständen fortsetzen wird – Charttechniker dürften in diesem Zusammenhang vor allem auf den Aufwärtskanal und intakten Trend hinweisen.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.