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Über 10 Prozent Inflation in Deutschland? Das wird nicht reichen!

In der Geschichte der Bundesrepublik hat es bislang keine Phase gegeben, in der die Erzeugerpreise so dramatisch schnell angestiegen sind, wie in den letzten Monaten. Ließen sich die Auswirkungen der Corona-Situation durch mehr oder weniger wirksame staatliche Unterstützungsmaßnahmen noch einigermaßen abfedern, hat spätestens das riesige Paket der gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen und der sich daraus ergebenen Energiekrise für eine massive Verteuerung gesorgt. Hinzu kommen die abenteuerlich anmutenden Ideen der grünen Regierungspartei in Sachen „Klimaschutz“. All diese Komponenten zusammen tragen dazu bei, dass der Euro immer mehr an Wert verliert. Und trifft zu, was einige Ökonomen prognostizieren, dürften die eben erreichten 10 Prozent Inflationsrate dabei noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Nicht nur die Energiepreise explodieren

Zahlreiche Wirtschaftsfachleute sind sich relativ sicher, dass der momentan zu beobachtende Preisanstieg erstmal nicht gestoppt werden wird. Vielmehr könnte den Beobachtungen von Ökonomen wie dem Chefvolkswirt der DZ Bank, Michael Holstein, zufolge ein Anstieg auf 11 oder gar 12 Prozent möglich sein. Allenfalls Maßnahmen wie die sogenannte Gaspreisbremse und die ebenfalls in Aussicht gestellte Strompreisbremse könnten hier für ein (vorläufiges?) Verharren auf diesem hohen Niveau sorgen. Gleichwohl sind die Energiekosten nicht der einzige Faktor für die Verteuerung. So ist allein der Preis für gewöhnliches Zeitungspapier innerhalb von nur einem Jahr um mehr als 90 Prozent angestiegen. Auch die Kosten für Getreidemehl (plus 44 Prozent) und Futtermittel (plus 35 Prozent) legten kräftig zu. Übertragen auf die Erzeugerpreise in der Bundesrepublik ergibt sich daraus ein Anstieg von über 45 Prozent (!) im Vergleich zum September 2021 – ein Anwachsen, das seit dem Start entsprechender statistischer Erhebungen im Jahr 1949 niemals so stark gewesen ist.

Gestiegene Produktionskosten noch nicht an die Kunden weitergegeben

Dass eine echte Beruhigung der gegenwärtigen Situation in nächster Zeit wohl nicht kommen wird, glaubt auch Stefan Schneider von der Deutschen Bank. Als Grund hierfür nennt der Chefvolkswirt des Kreditinstitutes die Tatsache, dass längst noch nicht alle Unternehmen die gestiegenen Produktionskosten an ihre Kunden weitergegeben haben. Dies dürfte vermutlich in den nächsten Monaten erfolgen und somit für einen weiteren Preisanstieg sorgen. Hinzu kommt eventuell auch eine abermalige Verteuerung bei den für viele Unternehmen wichtigen Kreditkosten. Sollte sich die EZB für eine weitere Anhebung des Leitzinses in der Eurozone entscheiden, würde das für zusätzlichen Druck sorgen und die Preise nochmals steigen lassen. Alles in allem steht den Deutschen also nicht nur temperaturmäßig, sondern wohl auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein harter Winter bevor.

10 Prozent Inflation in Deutschland? Das wird nicht reichen …

Die derzeitige, bedrohlich hohe Inflationsrate von 10 Prozent wird mittelfristig nicht das obere Ende des Verteuerungsprozesses sein. Dies nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Deutschland Teil eines engmaschigen europäischen Wirtschaftsnetzes ist und auch von der finanziellen Situation seiner Nachbarn betroffen ist. So verkündete beispielsweise Anfang Oktober die schwedische Swedbank, dass für den kommenden Winter mit einer Inflation von mehr als 14 Prozent für die südlichen Landesteile zu rechnen ist. Das Dilemma wird hier ohne Scheu als „wirtschaftlicher Kälteeinbruch“ bezeichnet und als echte Bedrohung für viele Haushalte und Unternehmen betrachtet. Für andere Regionen Schwedens sei zudem mit etwa 12 Prozent Inflationsrate zu rechnen. All das sollte vor allem bei Sparern und Anlegern sämtliche Alarmglocken schellen und rasch nach Möglichkeiten zur Sicherung des eigenen Vermögens suchen lassen.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.