1x1 der Finanzen Blog

Thanksgiving

Sozialismus vs. Kapitalismus

Sozialismus vs. Kapitalismus

Thanksgiving zeigt: Die Marktwirtschaft ist Sozialismus überlegen.

Weite Teile der amerikanischen Bevölkerung versammeln sich Jahr für Jahr zum Truthahnessen um den Familientisch. Nur die wenigsten kennen die historischen Hintergründe für das Fest. Tatsächlich feiern sie unbewusst einen frühen Sieg marktwirtschaftlicher Prinzipien über planerische Misswirtschaft.

Protosozialistische Versuche

Schauplätze dieses Sieges waren die ersten britischen Kolonien auf dem Boden der heutigen USA: Plymouth und Jamestown. Beide lassen sich als protosozialistische Versuche der Gemeindewirtschaft sehen. Sie nahmen das spätere Scheitern in der UDSSR, der Volksrepublik China und weiteren Ländern des real existierenden Sozialismus bereits vorweg. Statt auf private Initiative, Privateigentum und Marktwirtschaft setzten die Kolonisten auf eine von oben verordnete Verteilung der Arbeitserträge.

Das Ergebnis war im Prinzip dasselbe, wie es das maoistische China unter dem „Großen Sprung nach vorn“ mit der Zwangskollektivierung der Bauern erlebte. Die Dimension des millionenfachen Sterbens unter Mao wurde in den frühen US-Kolonien mit ihren sehr kleinen Bevölkerungen natürlich nicht erreicht. Die Gründe für das Scheitern waren aber durchaus vergleichbar.

Das Free Rider-Problem

Ohne privaten Gewinn entfällt der Anreiz für Leistung. Wenn jeder dasselbe erhält, dann ist es für den Einzelnen geradezu irrational, sich anzustrengen. Die Früchte der eigenen Mühe landen schließlich nicht in der eigenen Tasche, sondern werden verteilt. Heute nennt man dieses Phänomen das Free Rider-Problem. Es ist eine der Hauptursachen für das Scheitern sozialistischer Utopien. Die Felder in Jamestown und Plymouth blieben entsprechend unbestellt oder unterbestellt.

Niemand fühlte sich verantwortlich und niemand war faktisch gesehen verantwortlich. In der Folge gingen die Ernteerträge drastisch zurück und es kam bereits zwei Jahre nach Gründung der Kolonien zu vielfacher Unterernährung und Hungertod. Diebstahl und Gewalttaten schnellten in die Höhe. Aus dem gedachten utopischen Gemeinwesen hatte sich eine reale Hungeranarchie entwickelt, in der die Menschen teilweise Ratten essen mussten, wollten sie überleben.

Wirtschaftliche Wende dank Privateigentum

In dieser prekären Lage entschied sich der Gouverneur William Bradford dazu, der Idee der gleichmäßigen Verteilung und Unterbindung von Privateigentum Lebewohl zu sagen. Er gestattete den Anbau von Getreide für die eigene Familie. Zu diesem Zweck wurde Land verteilt und in Privateigentum überführt. Mit diesem echten Anreiz für eigene Leistung ausgestattet, wandelte sich das Schicksal der Bewohner in kürzester Zeit.

Zwei Ernteperioden waren ausreichend, um einen Überschuss über den Eigenbedarf der Kolonie zu erwirtschaften. „Anstatt Hungertod“, so das Originalzitat von Gouverneur Bradford „gab Gott Ihnen nun Überfluss.“Der erwirtschaftete Überschuss ermöglichte Kapitalbildung, trieb den Handel voran und schuf die Grundlage für Investitionen. An die Stelle der Verordnung von oben war der Marktpreis als das zentrale Steuerungselement der Wirtschaft getreten.

Entsprechend regulierte sich auch die marktgerechte Auswahl angebauter Pflanzen von selbst. Gab es etwa zu viel Getreide und zu wenig Kohl, verteuerte sich der Kohl und schaffte einen Anreiz, im nächsten Jahr umzusatteln. Es ist dasselbe Prinzip von Angebot und Nachfrage, das auch heute noch die effektive Verteilung von Ressourcen aufrechterhält, fehlgeleiteten Allokationen erfolgreich entgegenwirkt und unnatürliche Preisbildungen verhindert.

Der Ursprung von Thanksgiving

Sogar die benachbarten Indianerstämme hatten an dem neu entwickelten Wohlstand in den Kolonien teil. Sie wurden zu Feierlichkeiten eingeladen und brachten als Gabe erlegte Hirsche mit. Die Kolonisten steuerten neben den selbst angebauten Feldfrüchten auch Fisch und wilde Truthähne bei. Hier ist der Ursprung für die bis heute anhaltende Beliebtheit des Geflügels zu Thanksgiving in den USA zu suchen.

Neben dem oben erwähnten „Großen Sprung nach vorn“ in der Volksrepublik China war es im 20. Jahrhundert vor allem die Sowjetunion, die unter den Sirenenklängen des Kollektivismus zu leiden hatte: zunächst unter Lenin und später in unvergleichlicher Brutalität unter seinem Nachfolger Stalin. „Liquidierung des Kulakentums als Klasse“ nannte der in Georgien gebürtige Diktator seinen Krieg gegen Bauern, die es gewagt hatten wirtschaftlich erfolgreich zu sein und entsprechend der verqueren Logik als Saboteure galten.

Die Lehre von Jamestown und Plymouth

Geschätzte 45 Millionen Menschen erlagen der Terrorherrschaft in der UDSSR. Ein Unglück, dass vermeidbar gewesen wäre, hätte man sich die Lehren der beiden frühen US-Kolonien zu Herzen genommen. Funktionierte die Gemeinwirtschaft à la Karl Marx schon bei den winzigen Bevölkerungen von Jamestown und Plymouth nicht, wie sollte sie sich dann in einem Staat mit vielen Millionen Einwohnern verwirklichen lassen?

Beitrag von 1x1 der Finanzen Blog teilen:
Foto des Autors

Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.