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Schweizer Nationalbank meldet Rekordverlust

Mit 132 Milliarden Franken verzeichnete die Schweizer Nationalbank (SNB) den höchsten Jahresverlust ihrer Geschichte. Verantwortlich waren vor allem Verluste aus Fremdwährungspositionen. Anleger müssen einmalig komplett auf Dividendenzahlungen verzichten. Auf die Zinspolitik der SNB hat der Verlust voraussichtlich keinen Einfluss.

Verlust fast ausschließlich Folge von Wechselkursschwankungen

Der Verlust von 132 Milliarden Schweizer Franken ist fast ausschließlich eine Folge negativer Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf die enormen Devisenbestände der SNB. Indirekt ist der Verlust also auf die Beliebtheit der Schweizer Währung bei Anlegern zurückzuführen. Die SNB hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Fremdwährungen in nennenswertem Umfang gekauft, um dem Anstieg der Schweizer Währung entgegenzuwirken.

Als Folge haben die Devisen der SNB einen Wert von 800 Milliarden Franken erreicht. Im Januar 2022 hatte der Wert sogar bei 976 Milliarden gelegen. Zum Stichtag für 2022 verzeichnete die SNB dann einen Wertverlust für Fremdwährungen in Höhe von 131 Milliarden Franken: nur eine Milliarde weniger als der Gesamtverlust.

Im vierten Quartal 2022 bereits wieder Gewinne

Der Gesamtverlust ist ausschließlich in den ersten drei Quartalen entstanden und lag zum Ende des dritten Quartals schon bei 142 Milliarden Franken. Im vierten Quartal wurden also bereits wieder Gewinne erzielt. Zu den wenigen Posten mit einer positiven Wertentwicklung auf Gesamtjahresbasis zählt Gold. Der Gewinn aus dem Edelmetall in Höhe von rund 0,4 Milliarden Franken fällt allerdings kaum ins Gewicht.

Keine Dividende für Aktionäre der SNB

Anders als bei den meisten Notenbanken handelt es sich bei der Schweizer Nationalbank um ein börsennotiertes Unternehmen. Das Mitspracherecht für Aktionäre ist stark eingeschränkt. Dafür hält die SNB eine attraktive Ausschüttungsreserve in der Höhe von 102,5 Milliarden Franken bereit. Angesichts des Gesamtverlusts ergibt sich in der Bilanz ein Fehlbetrag von 39 Milliarden Euro, sodass kein Geld für Dividendenzahlungen übrigbleibt.

Keine Absicherung von Fremdwährungen bei der SNB

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Unternehmen kann die SNB Fremdwährungen nicht absichern, weil eine Absicherung dem Auftrag der Währungsstabilität widersprechen würde. Verluste, auch in bedeutender Höhe sind ebenso wie hohe Gewinne für die SNB nichts Ungewöhnliches, auch wenn die Verluste bisher niemals auch nur annähernd das Niveau von 2022 erreichten. Den bisher größten Verlust verzeichnete die SNB mit 23 Milliarden Franken im Jahr 2015. Im Jahr 2021 wurde ein Gewinn in Höhe von 26 Millarden Franken erzielt.

Keine Änderungen bei der Zinspolitik

Auf die Zinspolitik der Schweiz hat der Verlust voraussichtlich keinen Einfluss. Wie andere Notenbanken weltweit hatte die SNB 2022 die Zinsen angehoben, allerdings in vergleichsweise bescheidenem Umfang. Nach drei Zinsschritten liegt der SNB-Leitzins derzeit bei 1,0 % und damit deutlich unter dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB von 2,50 % und dem Zielband der amerikanischen Federal Reserve von 4,25 bis 4,50 %. Lediglich der Diskontsatz der Bank of Japan ist unter den Leitzinssätzen der wichtigen Notenbanken mit 0,30 % noch geringer als in der Schweiz.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.