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Inflationsdruck so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr

Die Preise für die Importe in Deutschland sind im Mai um 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies ist der stärkste Anstieg seit Oktober 1981. Damals, in der zweiten Ölkrise, ist das Preisniveau bei den Importen um 13,6 Prozent gestiegen. Grund für den deutlichen Preisanstieg im Mai ist die weltweit hohe Nachfrage nach Energie und Rohstoffen. 

Von „importierter Inflation“ sprechen Ökonomen, wenn die Einfuhrpreise deutlich steigen und damit die gesamte Preissteigerungsrate nach oben treiben. Die Teuerung im Mai ist noch etwas stärker ausgefallen, als Wirtschaftswissenschaftler erwartet hatten. Gegenüber dem Vormonat hat sich der Preisanstieg weiter beschleunigt. Damals stiegen die Importpreise im Umfang von 10,3 Prozent. 

Die anziehenden Importpreise sind vor allem auf die Entwicklung der globalen Energiepreise zurückzuführen. Diese haben sich im Vergleich zum Vorjahresmonat fast verdoppelt. Damals befand sich die Weltwirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie in einer schockhaften Krise. Die Unternehmen hatten durch Produktionsstopps und Geschäftsschließungen wenig Bedarf an Strom, Erdgas und Rohstoffen. Daher war der Energiepreis auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau. Die zweistelligen Zuwachsraten bei den Einfuhrpreisen ergeben sich vor allem aus diesem Basiseffekt.

Beim elektrischen Strom ist der Anstieg mit knapp 200 Prozent überproportional stark. Gleiches gilt für Erdöl mit einem Plus von 135 Prozent. Erdgas ist um fast 100 Prozent teurer geworden. Bei Mineralölerzeugnissen beläuft sich der Zuwachs auf gut 70 Prozent. 

Wird die Energie herausgerechnet, sind die Einfuhrpreise im Mai nur um sechs Prozent gestiegen. Experten erwarten, dass die Teuerung der Energiepreise demnächst gebremst wird. Allerdings könnte sich dieser Effekt auf die Einfuhrpreise erst zeitversetzt auswirken. Dann müsste die deutsche Industrie auch in den kommenden Monaten mit steigenden Kosten für die benötigten Vorleistungen rechnen.

Bei den Preisen für Vorprodukte aus dem Ausland ist der Anstieg mit 15,4 Prozent besonders stark. Grund dafür ist die weltweite boomende Nachfrage nach Vorleistungsgütern. Die Bauwirtschaft ist mittlerweile mit Lieferengpässen konfrontiert. Am höchsten ist die Preissteigerungsrate bei Eisenerzen (83,6 Prozent), Kupfer (65,1 Prozent), Kunststoffen (42,9 Prozent) sowie Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (32,4 Prozent). Dagegen ist das Preisniveau bei den importierten Investitionsgütern rückläufig. Diese wurden im Mai um 0,6 Prozent günstiger. Bei Speichereinheiten und anderen Datenspeichern ist der Preis sogar um 10,9 Prozent gesunken. Dagegen sind Notebooks um 1,8 Prozent teurer geworden. Bei Kraftwagen und Kraftwagenmotoren beläuft sich der Preisanstieg auf 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Landwirtschaftliche Güter sind um 7,5 Prozent teurer geworden. 

Die Auswirkungen der steigenden Preise für Vorleistungsgüter auf die durchschnittlichen Verbraucherpreise in Deutschland sind begrenzt. Denn die importierten Güter machen nur einen Teil des Warenkorbs aus. Außerdem werden steigende Preise bei der Produktion nicht eins zu eins an die Endverbraucher weitergegeben. Verbraucherpreise sind in der Regel stabiler als Erzeugerpreise. Dafür sorgt der starke Wettbewerb auf dem Konsumgütermarkt.

Insgesamt liegt die Inflationsrate in Deutschland im Mai bei 2,5 Prozent. Dies ist der höchste Preisanstieg seit 2011. Ökonomen halten es für möglich, dass die Preise im Juli weiter anziehen werden. Dies ist auf den Basiseffekt im Zusammenhang mit der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr zurückführen. Zum 1. Juli 2020 haben Bundesregierung und Bundestag die Mehrwertsteuer für einen Zeitraum von sechs Monaten um drei Prozentpunkte gesenkt, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Daher erwarten Experten, dass der Anstieg der Verbraucherpreise zum Beginn des nächsten Jahres gestoppt wird.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.