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EURO – du unbekanntes Wesen

Die gigantischen Geldsummen, die seit der EURO-Einführung aus dem Nichts erschaffen wurden und mit denen angeblich irgendjemand geholfen wird, sind für die meisten Menschen nicht greifbar. So sehr wir es auch versuchen, die meisten Menschen werden mit ihrem rudimentären finanziellen Wissen das heutige Geldsystem nie richtig verstehen. Aber war das je anders?

Das heutige Notenbanksystem existiert nicht erst seit dem letzten Jahrhundert. Bereits vor mehr als 800 Jahre vorher war dieses Geldsystem von Menschen installiert worden. Ausgangspunkt war damals der Vatikan in Rom. Die Einnahmequellen der Kirche waren zum damaligen Zeitpunkt riesig. Die Finanzexperten der Kirche nahmen sich des Geldes an und investierten dieses Kapital in alle möglichen Bereiche. Niemand außer den Experten begriff und durchschaute diese Geldflüsse.

Inflationen und Deflationen waren auch damals der ständige Begleiter der Menschen. In dieser Zeit bestand das Geld aus Edelmetall. Um eine Inflation zu erzeugen, verschlechterte man einfach die Qualität der Münze, indem man das Münzmaterial veränderte. Somit konnte man die Währung abwerten und mit den ohnehin knappen Rohstoffen weitere Geldeinheiten erschaffen.
Früher wie heute war es Usus, dass man gutes Geld schlechtem Geld nachwarf. Staaten und Banken blühten auf und gingen anschließend bankrott. Instabilität im Finanzsystem führte letztlich in der Geschichte immer wieder zu furchtbaren Währungszusammenbrüchen.

Hast du dir schon mal vorgestellt, welche Summen durch die Einführung des EURO-Währungssystems neu in das bestehende Geldsystem eingeschleust wurden und welche Auswirkungen es auf das bereits bestehende Geld hatte und hat?

Wie viele Nullen hat eine Billion? Eine Billion – das sind tausend Milliarden oder eine Million Millionen. Oder eine Eins mit zwölf Nullen. Über all die Jahre hat kein Schulunterricht und keine Börsenberichterstattung im Fernsehen es geschafft, dass Menschen das Geldsystem verstehen. Wer intensiv über dieses Geldspiel nachdenkt, kommt zwangsläufig zu einer Menge an Fragen.
Hier ein sehr kleiner Auszug: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem monströsen Ankaufprogramm für Staatsanleihen, der Inflation in der EURO-Zone, dem Zinssatz fürs eigene Sparkonto, dem Schuldenschnitt in Griechenland und der sogenannten Bankenrettung? Kann der normale Mensch diesen Zusammenhang erkennen? Wo bleibt das ganze Geld, wenn es beim gemeinen Staatsbürger gar nicht ankommt?

Erinnern wir uns noch an die aufregenden Tage, als der Euro eingeführt wurde. In endlosen Diskussionen hatten die Politiker aller Parteien die Bedenken der Bevölkerung wegdiskutiert. Das Volk hätte man ohnehin nicht gefragt. Hat man ja noch nie. Auch heute noch verteidigt das Gros der Parteien den EURO als gut funktionierendes Friedensprojekt in Europa. Komisch, ich hatte diese Geldprojekte und deren Ausgang aus dem Geschichtsunterricht anders in Erinnerung.
Der Maastrichter Vertrag, jenes im niederländischen Maastricht am 07. Februar 1992 unterzeichnete Vertragswerk, welches den bis dahin größten Schritt der europäischen Integration seit Gründung der Europäischen Gemeinschaften darstellen sollte, war inhaltlich eigentlich sehr aussagekräftig. Kommt ein Euro-Staat in Zahlungsnöte, muss er sich selbst helfen. Kein Staat wird die Schulden eines anderen Staates bezahlen. Die Zentralbank wacht über die Preisstabilität in der EURO-Zone, indem Aufnahmekriterien für die Staatsfinanzen, sogenannte Stabilitätskriterien und Schuldengrenzen in die Verträge aufgenommen wurden.

Doch sind die Verträge von einst nicht mal mehr das Papier wert, auf dem sie festgehalten wurden. Die Geschehnisse in der EURO-Zone in den letzten Jahren haben mehr etwas von einem Krimi als von einem Liebesroman. Wer hätte das gedacht? Doch kann der geschichtsbeflissene EU-Bürger durchaus Analogien in den Geschichtsbüchern finden. War der EURO nicht die erste und einzige Gemeinschaftswährung in den letzten 150 Jahren in Europa.
Die „Lateinische Münzunion“ stellte eine Währungsunion zwischen Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz, sowie weiteren Ländern dar, die vom 23. Dezember 1865 faktisch bis 1914 bestand. Damit herrschte in einem Großteil Europas ein Silber-Gold-Standard. Der Erste Weltkrieg führte zu einem enormen Geldbedarf. Die Vertragsstaaten sahen sich gezwungen, sich von einer Währung auf Edelmetallbasis abzuwenden. Teile des Vertragswerkes wurden nach und nach aufgehoben. Auch die skandinavische Währungsunion wurde in Folge des Ersten Weltkriegs aufgehoben.

Solche Projekte sind sicherlich gut gemeint, doch scheitern sie meist fatal in der Praxis. Das letzte finanzielle Friedensprojekt in Form einer Gemeinschaftswährung war der jugoslawische Dinar. Dessen Ende kostet Hunderttausende Menschen das Leben. Gut gemeint, schlecht umgesetzt.

Das heutige EURO-Geldspiel klingt für mich verdammt nach Insolvenzverschleppung. Jeder normale Unternehmer hätte mit einem solchen Zahlenwerk in seinen Geschäftsbüchern schon lange den Gang zum Insolvenzverwalter antreten müssen. Doch scheint die alte Redensart “ein ordentlicher Kaufmann macht jeden Abend seine Kasse” nicht für die Verantwortlichen der europäischen Geldpolitik zu gelten. Über deren Entscheidungen kann ein unternehmerisch denkender Mensch nur den Kopf schütteln. Ich hoffe nur, dass dieses Kapitel der europäischen Geschichte ein glimpfliches Ende findet ohne riesige Menschenverluste. 

Das Funktionieren von Geld folgt einfachen Grundprinzipien. Es handelt sich nicht um eine hochkomplexe Wissenschaft, auch wenn es immer wieder dazu gemacht wird. Es ist eine simple Kunst. Dass sich Geld ohne Arbeit, einfach nur durch Zeitablauf verzinst und vermehrt, ist ein wahres Kunststück und müsste bei jedem Menschen sofort die Alarmglocken schrillen lassen. Dieser einfache Zusammenhang hat auf das Geld- und Wirtschaftssystem fatale Auswirkungen.

Doch was genau stellt der Euro mit uns an? Als er eingeführt wurde, betrugen unsere Ersparnisse und unsere Gehälter in Euro die Hälfte vom D-Mark-Wert. Bald darauf kostete der Kaffee, der vorher eine Mark billig war, einen teuren Euro. Unsere Miete war in Euro sogar noch höher als vorher in Mark. Meist war es so, dass man das, was man früher in D-Mark zahlte, bereits nach kurzer Zeit in der neuen Währungseinheit EURO aufbringen musste. Ich erinnere mich auch heute noch an die Worte vom damaligen EZB-Chef Wim Duisenberg: Es gibt unterm Euro keine Inflation. Nur verstehen kann ich diese Aussage überhaupt nicht.
Denn der EZB-Rat hat 1998, um das Ziel des Euro-Währungssystems genauer zu bestimmen, folgende Definition veröffentlicht: „Preisstabilität wird definiert als Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“ Wow! 2 Prozent Preisanstieg pro Jahr ist demnach keine Inflation. Na ja, möge sich jeder selbst die Definition von Stabilität im DUDEN anschauen. Und auch mal darüber nachdenken, was ein jährlicher Preisanstieg von 2 Prozent in 20 Jahren an Kaufkraftverlust bedeutet. Du kannst dir auch die Frage stellen, ob dieses Inflationsziel in den letzten Jahren erreicht wurde oder einfach durch statistische Tricks und Kniffe künstlich nach unten korrigiert wurde.

Stellt sich die Frage, ob es uns mit dem EURO besser geht? Die kurze Antwort möchte ich in einem Bild aus den Nachrichten vom 1. Januar 2002 geben. Ich erinnere mich noch sehr genau daran. In Frankfurt am Main zeigten die Nachrichten an diesem Tag eine Gruppe von Menschen vor einem leuchtenden Euro-Denkmal, tranken Champagner auf die Beerdigung der D-Mark und wussten wahrscheinlich, warum.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.