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Droht eine neue Hyperinflation a la Weimarer Republik?

Die Weimarer Republik ist unter anderem dadurch bekannt geworden, dass es zur damaligen Zeit eine drastische Inflation, die sogenannte Hyperinflation, gab. Daraus folgte eine dramatische Geldentwertung, sodass beispielsweise Anfang der 20er-Jahre ein amerikanischer US-Dollar innerhalb eines Jahres erst den gleichen Wert wie rund 100.000 Reichsmark hatten. Nur wenige Monate später kam es zu einer drastischen Geldentwertung, sodass ein Dollar den gleichen Wert wie mehr als vier Billionen Reichsmark hatte. Manche Experten sehen in der aktuellen Entwicklung an den Finanzmärkten durchaus Parallelen und warnen vor einer neuen Hyperinflation. Getreu dem Motto des deutschen Schriftstellers und Philosophen Georg Philipp Friedrich von Hardenberg: „An die Geschichte verweise ich euch. Forscht in ihrem belehrenden Zusammenhang nach ähnlichen Zeitpunkten und lernt den Zauberstab der Analogie gebrauchen.“ Viele Marktteilnehmer stellen sich eine berechtigte Frage: Wiederholt sich die Geschichte?

Dramatische Entwertung aufgrund Überschwemmung des Marktes mit Geld

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erlitt das fleißigste und fortgeschrittenste Land Europas einen herben Rückschlag. An die Stelle des bewährten monarchistischen Staates waren im November 1918 parlamentarische Politiker getreten, mit dem Ziel, dem einfachen Menschen nach den bitteren Weltkriegsjahren eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dies war die Geburtsstunde der „Weimarer Republik“. Im heutigen Bewusstsein der meisten Menschen steht die Weimarer Republik für das Scheitern der ersten deutschen Demokratie. Die darauf folgenden Ereignisse der Weltgeschichte sind hinreichend bekannt. Der Historiker Frederick Taylor bringt die damaligen Ereignisse in seinem brillant recherchiertem Buch „Inflation: Der Untergang des Geldes in der Weimarer Republik und die Geburt eines deutschen Traumas“ auf den Punkt: „Gleichwohl wurde „Weimar“ wegen der nachfolgenden Geschehnisse zu einem Attribut, das den Ruch von etwas Gutgemeintem, sogar Brillantem und zugleich fatal Gespaltenem und zum Untergang Verurteilten verbreitete: Weimarer Republik, Weimarer Kultur, Weimarer Dekaden, Weimarer Inflation.“  Die damalige, dramatische Geldentwertung kam zustande, weil die Regierung immer neues Geld druckte, für welches allerdings keine materiellen Gegenwerte mehr vorhanden waren. Schließlich wurde innerhalb der Weimarer Republik eine Währungsreform durchgeführt, die allerdings die Kapitalinhaber mehr oder weniger enteignete, während die Schuldner profitierten. Insgesamt dauerte es im Zuge der damaligen Inflation rund acht Jahre an, bis es zum Zusammenbruch kam.

Was hat nun die damalige Hyperinflation in der Weimarer Republik mit der aktuellen Situation an den Finanzmärkten zu tun? Einiges! Nach sechzig Jahren politischer Stabilität und stetigem Wirtschaftswachstum bekommt das Konstrukt „Europäische Union“ ernstzunehmende Risse und macht den Eindruck, dass es extrem baufällig geworden ist. Der immer häufiger verebbende globale Finanzboom bringt es immer offensichtlicher hervor, dass das scheinbar stabile Fundament vieler europäischer Volkswirtschaften in Wirklichkeit wacklig und verfault ist. Bereits seit einigen Jahren überschwemmt die Europäische Zentralbank durch ihre Nullzinspolitik und weiterer Mechanismen die Märkte mit immer mehr neuem Geld. Banken zahlen ihren Kunden mittlerweile Zinsen für Kredite, um auf der anderen Seite für Guthaben Zinsen zu vereinnahmen. Im Grunde eine vollkommen absurde Situation, die jedoch auf die EZB-Niedrigzinspolitik zurückzuführen ist. Die Staaten haben sich viel Geld geliehen und ausgegeben. Was wird mit diesen Schulden in Zukunft geschehen? Werden die Staaten diesmal ihre Verbindlichkeiten ehrlich und vollständig zurückzahlen. Oder wird der schottische Begründer der klassischen Nationalökonomie Adam Smith recht behalten: „Haben Staatsschulden eine übermäßige Höhe erreicht, so ist (…) kaum ein Beispiel vorhanden, dass sie ehrlich und voll bezahlt worden wären.“ Wird der Ausgabenwahn der Staaten und die Kumpanei der Notenbanken mit den Politikern wieder zu einer dramatischen Deformierung der Vermögen der Bürger führen? Was passiert, wenn wir das Vertrauen in unser Geld verlieren? Lassen wir noch einmal Frederick Taylor zu Wort kommen: „In Berlin erzählt man sich die Geschichte einer Frau, die mit einem Korb voller Papiergeld einkaufen ging und ihn für eine Minute abstellte. Als sie sich nach ihm umsah, war der Korb gestohlen – aber das Geld war noch da.“ (aus „Inflation: Der Untergang des Geldes in der Weimarer Republik und die Geburt eines deutschen Traumas“)

Aktuell mehren sich die Stimmen von Experten, die – beispielsweise in Person eines Chefstrategen der Bank auf Amerika – vor einer neuen und realen Hyperinflation warnen. Er begründet diese Einschätzung insbesondere mit der massiven Zunahme der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und den immer neuen finanziellen Mitteln, die dem Markt zur Verfügung gestellt werden.

Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten explodiert

Ein weiterer Anhaltspunkt für eine mögliche Hyperinflation und Parallelen zur Weimarer Republik ist bereits sichtbar, nämlich dass explodierte Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten. Dieses wuchs innerhalb der letzten zwölf Monate auf 3,5 Billionen US-Dollar an, was etwa 17 Prozent des Bruttoinlandsproduktes USA sind. Trotzdem oder gerade deswegen gab es eine Finanzspritze von über 13 Billionen Dollar durch die Notenbank. Daraus wiederum folgt unter anderem, dass zum Beispiel der Kupferpreis in der jüngeren Vergangenheit erheblich angestiegen ist. Er und einige andere Rohstoffe, insbesondere die Nahrungsmittel, gelten als Frühindikatoren für die Wirtschaft und auch für eine mögliche Inflation.

Welche Parallelen gibt es konkret zu den 1920er-Jahren?

Nun ist es sicherlich einfach, die These in den Raum zu werfen, dass momentan in Deutschland eine ähnliche Situation wie zurzeit der Weimarer Republik existiert, was eine mögliche Hyperinflation betrifft. Allerdings gibt es tatsächlich einige Fakten, die erstaunliche Parallelen zur damaligen Zeit vor der Mega-Inflation belegen. Dazu gehören aktuell insbesondere die folgenden Situationen, Entwicklungen und Ereignisse:

  • Entstehen großer Vermögen, aktuell zum Beispiel durch massive Wertsteigerungen von Bitcoins & Co. oder im Bereich der Aktien
  • Immer größere Diskrepanz zwischen Arm und Reich
  • Stabile Preise
  • Boomende Börsen
  • Preisanstieg des Euros gegenüber dem Dollar
  • Zunehmende Demoralisierung der Bevölkerung (aktuell vor allem aufgrund der Coronakrise mit den verbundenen Einschränkungen)
  • Enorm große Spekulationsaktivitäten, derzeit zum Beispiel in Kryptowährungen oder sogenannte NFTs)
  • Deutlich gestiegenes Umsatzvolumen an den Aktienbörsen

Beim Blick auf die aktuelle Situation zeigen sich demnach einige eindeutige Parallelen zur Situation innerhalb der Weimarer Republik. Etwas überspitzt formuliert hat es momentan den Anschein, dass manche Personen, Unternehmen und institutionelle Anleger in Deutschland kaum wissen, wohin mit ihrem Geld. So werden beispielsweise im Rahmen der sogenannten NFTs (Non fungible Token) sogar für virtuelle Gemälde zweistellige Millionen-Beträge geboten. Das zeigt eindeutig, dass einerseits enorm viel Geld am Markt ist, während auf der einen Seite immer mehr Menschen kaum noch genug zum Leben haben.

Explosiver Finanzcocktail und deutlich steigendes Defizit

Eine wachsende Anzahl von Experten, beispielsweise der Milliardär Druckenmiller, warnen momentan vor einem Zusammenbruch der Märkte sowie einer Hyperinflation. Dazu führt Druckenmiller beispielsweise an, dass das Defizit im vergangenen Jahr innerhalb von nur drei Monaten stärker anstieg, als in fünf der vorherigen Rezensionen in der Summe. Zudem spricht er von einem „wildesten Markt in der Historie“. Zudem erwarb die amerikanische Zentralbank innerhalb von nicht einmal zwei Monaten im vergangenen Jahr für ein größeres Volumen Anleihen als vorher in zehn Jahren zusammen. Darüber hinaus ist die Geldmenge M2 in den Vereinigten Staaten innerhalb der letzten Jahre um ein Viertel stärker gewachsen als das nominale BIP.

Anleger sollten sich auf Edelmetalle konzentrieren

Zahlreiche Experten, unter anderem auch Milliardär Druckenmiller, favorisieren aufgrund der beschriebenen Entwicklung als Investment vor allem Rohstoffe und dort insbesondere Edelmetalle wie Gold. Vor allem während einer drohenden Inflation und erst recht innerhalb einer Hyperinflation zählen Edelmetalle neben Rohstoffen und Immobilien zu den sehr wenigen Anlageformen, die tatsächlich inflationsgeschützt sind. Somit kommt insbesondere dem Gold momentan eine enorme Bedeutung zu, denn die Zeichen stehen auf einen baldigen und deutlichen Anstieg der Inflationsrate.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.