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Bundesbank warnt vor Risiken für die Finanzbranche

Im Finanzmarktbericht 2022 vom vergangenen Donnerstag spart die Deutsche Bundesbank nicht mit Warnungen vor Abwärtsrisiken für den Finanzsektor. In der Energiebranche seien Liquiditätsengpässe dank staatlicher Unterstützung zwar vorübergehend erfolgreich abgefedert worden. Die Kombination aus einer eskalierenden Energiekrise, einem deutlichen wirtschaftlichen Rückgang und sprunghaft steigenden Zinsen könnte die Branche allerdings erheblich unter Druck setzen.

Steigende Risiken trotz steigender Zinsen

Steigende Zinsen sind für den Bankensektor zunächst einmal positiv. Das trifft jedoch nur zu, wenn die Kreditnehmer unter den Verbrauchern und Unternehmen auch in der Lage sind, die steigende Zinslast zu bewältigen. Für mögliche Ausfälle sieht die Bundesbank die Finanzdienstleister nur unzureichend gewappnet.

So sei der Anteil an riskanten Unternehmen in den Portfolios der Banken hoch und die Ausfallwahrscheinlichkeit könnte aufgrund zunehmender Fremdkapitalisierung noch steigen. Die höheren Risiken sieht die Bundesbank in den Annahmen der Geldinstitute nicht ausreichend berücksichtigt. Genutzte Zeitreihen seien zu optimistisch und würden die jüngsten wirtschaftlichen und finanzpolitischen Entwicklungen nicht hinreichend in Rechnung stellen.

Risikovorsorge betreiben, Resilienz verbessern

Um mögliche Verluste aus eigener Kraft auffangen zu können, empfiehlt die deutsche Notenbank den Geldinstituten mehr Zurückhaltung bei den Gewinnausschüttungen. Dies gelte umso mehr, da die stillen Reserven der Banken bereits weitgehend erschöpft seien. Ohne diese Maßnahme sei eine Kreditklemme denkbar, die wiederum auf die realwirtschaftliche Krise zurückwirken würde. Eine Rezession gilt für das kommende Jahr unter vielen Experten als bereits ausgemacht.

Sparkassen besonders von Abschreibungen betroffen

Im direkten Vergleich der bereits erfolgten Abschreibungen infolge von Zinserhöhungen schneiden die großen Banken deutlich besser ab als kleinere Geldhäuser und insbesondere Sparkassen und Kreditgenossenschaften. Hier beliefen sich die Abschreibungen auf 12,3 Milliarden Euro oder 5,6 % des Kernkapitals. Dem stehen 7,9 Milliarden Euro oder 3,7 % des Kernkapitals bei den Großbanken gegenüber. Grund für diese Diskrepanz seien die häufigeren Absicherungsgeschäfte seitens der Großbanken.

Bei einem Gutteil der Abschreibungen handelt es sich vermutlich um Anleihen und andere festverzinsliche Wertpapiere, die infolge der neuen, höher verzinsten Papiere an Wert verloren haben. Auf mittlere Sicht ist die Einschätzung der Deutschen Bundesbank für die Finanzinstitute verhalten positiv. Wenn die kurzfristigen Risiken unter Kontrolle gebracht werden können, sollte die Branche von dem höheren Zinsniveau profitieren.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.