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Anleger-Flucht in Gold? Angst vor einer ausufernden Inflation wächst

Die Welt ist erkrankt: Am Phänomen der Inflation und dem damit einhergehenden Verlust der eigenen Kaufkraft. Zwar bestehen die Notenbanken weiterhin darauf, die inflationäre Phase sei nur temporär, doch auch professionelle Anleger glauben das schon lange nicht mehr. Anleger haben reagiert und allokieren zusehends mehr Kapital in wertbeständiges Gold.

Ist die Inflation überhaupt noch zu bändigen?

Die jahrelange expansive Geldpolitik der Notenbanken ist in der Realwirtschaft angekommen. Dieser Effekt der Geldschwemme war früher oder später unvermeidbar, durch die Corona-Pandemie wurde der Prozess aber erheblich beschleunigt. Nicht zuletzt schon deshalb, weil die Notenbanken ihre sowieso schon expansive Geldpolitik noch „expansiver“ gestalteten. Zur Hochzeit der weltweiten Lockdowns schienen bei EZB und FED alle Dämme gebrochen, in den USA durften sich Privathaushalte sogar über Helikoptergeld freuen, das wenig überzeugend als „Stimulus-Checks“ getarnt wurde.

Das Ergebnis dürfen die gleichen, tatsächlich sogar alle Privathaushalte heute selbst bestaunen. Überall sind deutliche Preiserhöhungen spür- und sichtbar, die teilweise weit über die von den Notenbanken ermittelten rund 5 % Inflation hinausgehen – obwohl eben diese 5 % schon so exorbitant sind, dass sie bei vielen Verbrauchern zwangsläufig zum Kaufkraftverlust führen. Leider ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal absehbar, ob es bei den 5 % bleiben wird beziehungsweise die Inflation sich wieder reduziert oder ob die aktuelle Rate erst der Anfang einer weitaus schlimmeren inflationären Phase ist. Speziell in Deutschland kennen „wir“ Inflation nur zu gut: In den Köpfen vieler Menschen ist immer noch das Ende der Weimarer Republik und die in Deutschland massive Hyperinflation verankert. In meinen Augen sehr viel bedeutsamer ist die Inflation, die nicht dramatisch über einen kurzen Zeitraum stattfindet, sondern die schleichende Inflationierung der Währung. Das Inflationsziel der EZB liegt bekanntlich bei um die 2 Prozent pro Jahr. Diese Form der schleichenden Enteignung findet meist von den Sparern und Anlegern unbemerkt statt und reduziert fast unmerklich die Ersparnisse bzw. die Kaufkraft der Erspanisse der meisten Bundesbürger. Um sich zu vergegenwärtigen, was Inflation im eigenen Geldbeutel anrichtet stellen Sie sich bitte vor, dass Sie eine Wohnung besitzen.  Diese Wohnung hat eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern. Jetzt nimmt Ihnen der Staat jedes Jahr 2 Prozent dieser Wohnfläche weg. Also nach dem ersten Jahr haben Sie noch 98 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Nach 10 Jahren sind es nur noch 82 Quadratmeter. Und nach 25 Jahren leben Sie in einer Wohnung mit einer Wohnfläche von ca. 60 Quadratmetern. 2 Prozent Inflation klingt nicht viel, hat aber im Lauf der Zeit gravierende Auswirkungen zur Folge. Die schleichende Enteignung durch eine permanente Inflationierung ist ein Eingriff in die Eigentumsrechte der Bürger. Leider sind nur wenige Menschen für diesen Zusammenhang sensibilisiert.

Ein Blick in andere Länder macht wenig Hoffnung

Einige Länder scheinen den Kampf gegen die expansive Geldpolitik sogar schon völlig verloren zu haben. Die Türkei kämpft seit einiger Zeit mit einer enorm hohen Inflation und ist generell von Hochinflationsphasen gezeichnet. Das Ergebnis sind Millionen von Menschen, die deutlich Kaufkraft einbüßten und nun einen weitaus schlechteren Lebensstandard als zuvor leben müssen. 

Simultan haben wir in Europa noch mit zahlreichen anderen Baustellen zu kämpfen, die allesamt ebenfalls auf die Inflation Einfluss nehmen. Eine generelle Energieknappheit führt nicht nur dazu, dass wir unseren ehemals selbst produzierten Strom nun in Nachbarländern einkaufen müssen, auch verteuern die dadurch gestiegenen Energiepreise konsequent alle Güter – schließlich wird die nun teure Energie zur Produktion benötigt. Die Unternehmen sind es nicht, die auf diesen Kosten sitzen bleiben. Stattdessen müssen Verbraucher draufzahlen und erhalten für ihr Geld letztlich noch weniger Kaufkraft.

Ebenfalls ein hausgemachtes europäisches Problem ist die Griechenlandkrise, um die es zwar einige Jahre still wurde, die aber spätestens nun wieder aufkeimt, als deren vielmals prophezeites Ergebnis nun tatsächlich eintrat: Griechenland ist nicht in der Lage, die großzügig gewährten Kredite zu bedienen, tatsächlich kämpft das Land selbst mit inflationären Ängsten. So ergeht es auch unseren europäischen Nachbarn im Süden, denn speziell Italien leidet unter der Währungsbindung und kann international kaum noch konkurrieren, vor allem nicht, wenn der Euro weiter stark inflationär zersetzt wird.

Anleger sind zum Selbstschutz verpflichtet

Eben dieser Schutz vor Inflation lässt sich am besten sicherstellen, indem Geld in historisch inflationssichere Anlagen investiert wird – wie eben Gold. In den letzten zwei Jahren ließ sich schon sehr gut beobachten, wie die Goldzukäufe konsequent stiegen. Clevere Anleger bemerkten das böse Omen, das aus der Politik der Notenbank entwuchs und in der Folge entartete, schon sehr frühzeitig. Das Ergebnis war ein temporär neues Gold-Rekordhoch, welches mit Sicherheit nicht das Letzte seiner Art bleiben wird. 

Die Notenbanken werden nichts zum Erhalt der Kaufkraft unternehmen, auch auf den Staat sollte sich nur verlassen, wer naiv sein will. Anleger sind in inflationären Zeiten, die schlimmstenfalls erst den Anfang einer möglichen Hyperinflation markieren, zum konsequenten Selbstschutz verpflichtet – allen voran dem Schutz des eigenen, hart erarbeiteten Vermögens sowie der eigenen Kaufkraft. Realwerte wie Gold erhalten naturgemäß ihre Kaufkraft. Außerdem müssen sich Anleger damit nicht der teilweisen Willkür der Politik oder Banken aussetzen, denn Gold lässt sich im Regelfall sehr gut selbst verwahren – wahlweise im In- oder eben auch im Ausland. Potentielle Steuervorteile bei einer längeren Haltedauer machen Gold ebenfalls zur attraktiven Anlage, insbesondere mit Hinblick auf die international eher hohe Kapitalertragssteuer in der Bundesrepublik.

Finanz- und Anlagegrößen ahnen, was kommen könnte

Zur Inflation haben sich mittlerweile viele Anlegergrößen geäußert, so zum Beispiel auch Warren Buffett. Der Konsens zwischen den US-Institutionellen und -Investoren ist sehr ähnlich. Vor allem die FED, aber auch der amtierende US-Präsident Biden, sind für die Inflation verantwortlich. Letzterer verabschiedet in einer sowieso schon stark inflationären Phase riesige Hilfspakete, die quasi gänzlich mit Luft und gutem Willen finanziert sind. Weil man sich von beidem nichts kaufen kann, betreibt die FED hingegen weiter eifrig ihre expansive Geldpolitik – und verweigert sich immer noch notwendigen Zinsanpassungen.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.